Die Apple Watch ist die bislang erfolgreichste Computer-Uhr der Welt. Darin sind sich alle einig. Das muss jedoch nicht heissen, dass das Gadget kein Flop ist. Schliesslich gelten bei Apple-Produkten andere Standards.
Es gibt inzwischen einige Hinweise auf einen Misserfolg. Der Tech-Riese aus Kalifornien gibt keine konkrete Zahlen bekannt. Bei iPhones und iPads gibts jedes Quartal ausführliche Infos.
Die Apple Watch wurde in die Rubrik «Andere Produkte» verfrachtet – zusammen mit den iPods, den Beats-Kopfhörern und der Apple-TV-Box. Dass diese Rubirk im Vergleich zum Vorjahresquartal um 56 Prozent gewachsen ist, sagt überhaupt nichts aus.
Apple-Chef Tim Cook spricht von einem «grossartigen Start» mit der Uhr. Aber auch das sagt nichts aus. Die Analyse-Firma Slice Intelligence schätzte vorletzte Woche, dass Apple zum Verkaufsstart im April in den USA 35'000 Uhren verkauft hat. Das ist sicherlich ein «grossartiger Start». Doch bis Juli sank diese Zahl offenbar auf 5000. Das wäre ein Mega-Flop!
Rund eine Milliarde Dollar eingenommen
In der Hoffnung auf neues Interpretationsmaterial, sprechen nun nach der Präsentation der Quartalszahlen alle von den Einnahmen. Experten schätzen, dass die Uhr seit der Einführung eine Milliarde US-Dollar Umsatz brachte.
Dazu beigetragen hat Apples-Finanzchef Luca Maestri, der sagte: «Die Apple Watch ist für mehr als 100 Prozent des Wachstums in der [Andere Produkte-] Kategorie verantwortlich und hat den Rückgang der iPod-Verkäufe mehr als kompensiert.»
Die meisten Analysten hatten mit mehr Umsatz gerechnet. Andere sind ab der Zahl beeindruckt. Ein 1-Milliarde-Business ist nicht zu verachten, schreibt das Tech-orientierte Newsportal «Mashable».«Besonders wenn man von einem einzelnen Produkt spricht.»
Weil es die Uhr in zahlreichen Preisklassen gibt, ist es schwierig, aus dem Umsatz eine Stückzahl zu berechnen. Darum reichen die Schätzungen von einer bis zu drei Millionen verkauften Stück. Selbst pessimistische Analysten dachten vor dem Verkaufsstart, dass Apple mindestens drei Millionen Stück verkaufen dürfte.
Aktionäre sind nicht glücklich
«Die Amerikaner haben mit der Uhr ein weiteres Mal ihre Stammkundschaft erreicht», sagt Blick.ch-Digitalexperte Lorenz Keller. «Trotzdem ist fraglich, ob die Apple Watch den Massenmarkt erreichen wird.» Für Apple sei das aber gar nicht entscheidend: «Viel wichtiger ist, dass der grosse Kundenstamm keinen Grund hat, sich ausserhalb nach Alternativen umzuschauen. Smartwatches oder Musikstreaming, alles ist perfekt ins Apple Universum eingebunden.»
Fakt ist: Apple konnte letzte Nacht viele seiner Aktionäre nicht überzeugen. Sie nahmen es dem Konzern übel, dass er ihnen die Wahrheit über die Apple Watch verschwieg. Im nachbörslichen Handel verlor die Aktie 8 Prozent an Wert. 62 Milliarden Dollar lösten sich in Luft auf. (alp)