Die Nummer zwei der Schweizer Detailhändler, Coop, will laut «Schweiz am Sonntag» über ihren Onlineshop Coop@home «personalisierte» Preise bieten.
Konkret heisst das: Kunden können ihre Daten zum Einkaufsverhalten freiwillig zur Verfügung stellen. Coop kann ihnen dadurch gezielt Rabattbons anbieten, damit sie auf den Geschmack von weiteren Produkten des Sortiments kommen.
Das System bringt auch Vorteile
Einige erachten es jedoch als Diskriminierung, für dieselbe Ware einen anderen Preis als der Nachbar bezahlen zu müssen.
Professor Reto Hofstetter (37) von der Università della Svizzera italiana in Lugano kritisiert die ausschliesslich negative Betrachtung dieses Systems. Konsumenten profitierten immerhin von tieferen Preisen.
Schweizer sind an sich ändernde Preise längst gewöhnt
Für ihn kommt die Entwicklung nicht überraschend. Er sagt: «Über personalisierte Preise diskutieren wir in der Schweiz schon seit Längerem. An Preise etwa, die sich laufend verändern, haben sich auch Schweizer Konsumenten längst gewöhnt.»
Die Rede ist von «dynamisierten» Preisen. Dabei handelt es sich um Preisanpassungen je nach Nachfrage und Angebot. Die meisten kennen dieses System im Zusammenhang mit Flugtickets.
Abwägung zwischen Datenhergabe und Preisreduktionen
Hofstetter sagt, die Konsumenten würden sich auch mit «personalisierten» Preisen, wie Coop sie nun ausprobieren will, anfreunden. Nämlich dann, wenn ihnen das System mehr Vorteile als Nachteile bietet.
Die Kunden werden abwägen zwischen der Herausgabe von Daten und dem Profit durch Rabatte und Preisreduktionen.
Der Umgang mit Daten muss transparent sein
Erfahrungsgemäss seien viele Kunden bereit, ihre Daten den Unternehmen zur Verfügung zu stellen, wenn diese Daten auf eine transparente Art und Weise genutzt werden, so der Marketing-Experte.
Zudem müssten dabei auch direkt spürbare Vorteile, wie etwa Rabatte für persönlich relevante Produkte, entstehen.
Konkurrenten werden bei Erfolg nachziehen
Der «Schweiz am Sonntag» sagte der Chef des Migros-Onlineshops LeShop, Dominique Locher, für Migros seien personalisierte Preise kein Thema.
Doch Reto Hofstetter glaubt, dass auch Coops Konkurrenten nachziehen werden, wenn sie sehen, dass personalisierte Preise Vorteile für die Kunden bieten können.
Flexible Regalpreise sind denkbar
Der Experte glaubt sogar, dass aufgrund der zunehmenden Sammlung und Nutzung von Kundendaten zu erwarten sei, dass sich diese flexible Preisgestaltung noch weiter entwickelt:
«Beispiele wären digitale Regalpreise in den Läden, die sich je nach Nachfrage und Angebot laufend verändern. Oder Mobile-Apps, welche den Kunden direkt im Laden personalisierte Rabatte anbieten.»