Puerto Rico kann nicht mehr zahlen
Das Griechenland der Amis ist pleite

Das hoch verschuldete US-Territorium Puerto Rico kann eine Anleihenzahlung über 58 Millionen Dollar nicht leisten. «Wir haben das Geld nicht», erklärte der Stabschef des Gouverneurs.
Publiziert: 04.08.2015 um 09:25 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:05 Uhr
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«Haben nichts genommen, werden nichts zahlen»: Ein Demonstrant in Puerto Ricos Hauptstadt San Juan.
Foto: Keystone

Noch vor einem Monat, als sich die Griechenland-Krise ihrem Höhepunkt näherte, machte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble Witze über Puerto Rico, ein Aussenterritorium der USA. Er habe seinem Freund und US-Finanzminster, Jack Lew angeboten, «dass wir Puerto Rico in die Euro-Zone aufnehmen könnten, falls die Vereinigten Staaten willens wären, Griechenland in die Dollar-Union aufzunehmen».

Der Tausch ist nicht zu Stande gekommen - zum Glück für Schäuble. Denn Puerto Rico ist seit gestern pleite. Das Land konnte eine öffentliche Anleihe der staatlichen Public Finance Corporation (PFC) über insgesamt 58 Millionen Dollar nicht zurückzahlen. Diese sei nur mit 628'000 Dollar bedient worden, teilte die Entwicklungsbank des Landes mit.

Am 15. August müsste Puerto Rico weitere 700 Millionen Dollar zurückzahlen. Schon heute ist sicher: Auch das wird nicht geschehen.

Das Land hat insgesamt einen Schuldenberg von rund 72 Milliarden Dollar - das ist etwa ein Fünftel der von Griechenland. Die Wirtschaft, die stark von der Pharmabranche und der Industrie gelebt hat, liegt am Boden. Laut «Die Welt» hat sich die Zahl der Beschäftigten in den letzten zehn Jahren halbiert. Von den 3,6 Millionen Einwohner leben heute 45 Prozent unter der Armutsgrenze.

Dass Rechnungen nicht mehr bezahlt werden, kommt nicht ganz überraschend. Puerto Ricos Gouverneur Alejandro García Padilla hatte bereits Ende Juni Zahlungsausfälle angekündigt, sollten die Gläubiger keine Zugeständnisse machen: «Ziel ist ein Moratorium, um die Begleichung der Schulden einige Jahre zurückzustellen.» Bereits Anfang Juli konnte nur knapp verhindert werden, dass der staatliche Energieversorger Prepa in Zahlungsverzug geriet.

Puerto Rico ist als selbstverwaltetes Aussengebiet zwar US-Territorium, aber kein US-Bundesstaat. Es kann deshalb nur begrenzt auf Hilfe aus Washington hoffen. (rsn)

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