Prominente unterwegs mit André Häfliger: Andreas Meyer springt nach dem Joggen mit dem BLICK-Reporter in die Aare
Der SBB-Chef kommt ins Schwimmen

Der Mann hat Dampf: Der sportbegeisterte SBB-Chef Andreas Meyer über seine Träume, Pommes und die Lust, «etwas zu bewegen».
Publiziert: 25.07.2012 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:24 Uhr
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«Guter Ausgleich»: Der oberste Bähnler der Schweiz joggt, segelt, schwimmt und surft gerne.
Foto: Goran Basic
Von André Häfliger (Text) und Goran Basic (Fotos)

Ich habe einen der wichtigsten Manager der Schweiz am Telefon. Er verspricht mir was: «Am schönsten ist das Schwimmen in der Aare – und die Pommes danach!» Andreas Meyer (51) will mich aufmuntern, so viel ist klar. Bei der Besprechung unseres Ausflugs an die Aare stand nämlich das Joggen im Vordergrund. Etwas zu weit vorn, wie ich fand.

Aber Pommes frites als Highlight, das weckt Kindheitserinnerungen. Und es macht mich erst recht gwundrig, was mich nun an diesem sonnigen Tag in Muri BE erwartet.

Der SBB-CEO ist gut gelaunt, als ich ihn vor dem Aarebad treffe. Locker in Sporthosen und im T-Shirt des Muri-Jubiläumslaufs 2012: «Joggen ist eines meiner Hobbys und ein guter Ausgleich», sagt Meyer. «Wenns passt, bin ich auch gerne beim Grand Prix von Bern dabei.»

Dann wollen wir mal einem seiner Ausgleichs-Hobbys frönen. «Zum Aufheizen vor der Aare», wie er sagt. Auch wenn mir jetzt ein bisschen Manöv­rieren mit der Märklin-Krokodillok beinahe lieber wäre. Wir traben dem Fluss entlang, gut fünf Kilometer: vom Muribad bis zur markanten, hölzernen Auguet­brügg und zurück.

Vor 40 Jahren lernte er seine Frau kennen

Wie eine alte Dampflok keuche ich dem durchtrainierten Chef von 28600 SBB-Angestellten nach. Kein Wunder, ist er so in Form: «Ich jogge jedes Wochenende; wenn es geht, auch mit meiner Frau. Mache einen Rundkurs bis zum Fähri-Beizli, manchmal bis ins Dahlhölzli oder der Aare entlang aufwärts», erzählt der Bahnboss, ohne auch nur im Geringsten zu schnaufen.

«Wir machen das schon viele Jahre. Manchmal auch unter der Woche. Immer so, dass wir noch miteinander reden können.» Marie-Theres wird später zu uns stossen. Seit 20 Jahren ist sie mit meinem Jogging-Partner verheiratet. Während wir zügig vorankommen, will ich wissen: Wie hat er die Frau seines Lebens kennengelernt?

«Das war vor 40 Jahren. Im Rahmen der Freizeitangebote für Jugendliche der katholischen Seelsorge im baselländischen Birstal. Die hatten wir mitorganisiert. Danach haben wir uns längere Zeit aus den Augen verloren – bis wir 1992 schliesslich ein Paar wurden.»

Zwei, die sich dank ihres Glaubens gefunden haben! «Ja, ich bin ein gläubiger Mensch, finde Halt, Besinnung und Kraft in der Religion. In die Sonntagsmesse gehen wir aber sehr unregelmäs­sig, meistens in die Bruder-Klaus-Kirche in Bern», plaudert Meyer weiter, bei konstant hohem Tempo. «Ich brauche mal eine Pause», keuche ich.

Traumberuf als Bub: Jurist oder Herzchirurg

Und finde Gehör: Wir setzen uns auf ein Bänkli am Flussufer, ich denke an die Modelleisenbahn meiner Kindheit und will wissen: «Hatten Sie als Bub auch eine?» Meyer schmunzelt: «Ja, eine Märklin-Bahn. Mein Bruder und ich hatten uns eigentlich eine Autorennbahn gewünscht. Aber mein Vater arbeitete bei der Eisenbahn. Die Autorennbahn bekamen wir von unseren Eltern auch – als wir beide schon über 30 waren. Um unseren Bubentraum doch noch zu erfüllen.»

Wollte er denn als Bub nicht Lokiführer werden? «Nein.» Dann also Formel-1-Pilot! «Auch nicht. Mein Berufstraum war Jurist. Oder Herzchirurg.»

Uff, das Joggen geht weiter. Ist Meyer gerne Bahnchef? Wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort, wieder ist sie etwas länger: «Ja! Weil ich ­etwas bewegen kann für Millionen von Menschen. Ich darf einen Beitrag leisten für das Wohlergehen der Leute, speziell auch für die Schweiz als Werkplatz, Wohnort und Tourismus-Destination, für eine hohe Lebensqualität und den Genuss unseres schönen Landes.»

Ich glaube, er hat zwischendurch nicht einmal Luft geholt. Weitere Ambitionen, Andreas Meyer? «Mein Motto ist es, jede Aufgabe so gut zu machen, wie ich kann. Ich möchte neben der SBB auch andere Dinge bewegen, meine Erfahrung einbringen. Etwa im karitativen Bereich oder in anderen Unternehmen. Im zunehmend schwierigen Standortwettbewerb will ich weitere Beiträge zur Attraktivität der Schweiz leisten.»

Hat ein Top-Manager Träume? «Jedes Jahr eine Entdeckungsreise mit meiner Frau und unseren drei Kindern im Alter zwischen 13 und 15. Im eigenen Land, aber auch in Afrika, Australien oder zum Grand Canyon in den USA.»

Sein Job als Bahnchef gibt ihm viel

Wie der Colorado River kommt mir auch die Aare gerade vor, bei dem vielen Wasser, das sie heute führt. «Wie wärs mit einem Bad im Fluss?», schlägt der Manager vor. Na endlich! Wir geniessen die Abkühlung, lassen uns beschwingt in den flachen Wogen treiben.

1,82 Meter gross und 80 Kilo schwer ist der oberste Bähnler. «Ich treibe regelmässig Sport, mache Skitouren, fahre Velo, schwimme viel. Meine Frau, mein Sohn und ich haben gerade Katamaransegeln gelernt und Windsurfen entdeckt.»

Wir sind den Fluten entstiegen, stehen jetzt frisch frottiert vor dem Lädeli des Aarebades. Neben dem Sport dürften auch Kultur und kulinarische Genüsse nicht zu kurz kommen, erwähnt Meyer noch. Und setzt zu einem besonders breiten Lächeln an: «Jetzt gibts die besten Pommes der Welt!»

Und tatsächlich: Zum Abschluss unseres schweisstreibenden Jogging-Ausfluges werden wir auf dem Badetuch am Aareufer verwöhnt. Marie-Theres und Andreas Meyer servieren köstliche Pommes frites vom Badi-Kiosk.

Es geht ihm jetzt wie mir: Erinnerungen werden wach. «Ich fühle mich wie damals als kleiner Bub. Wie schön es war, nach einem herrlichen Tag im Basler Joggeli-Gartenbad einen Teller Pommes zu genies­sen – ein Festmahl, wenn wir es uns leisten konnten.»

Ab und zu koche er auch selber, bemerkt der Top-Manager zum Abschied noch. «Einfache und schnelle Dinge. Sehr gut bin ich im Zubereiten von Walliser Raclette, im ‹Chäs-Abstriiche›.»

Hmm, Raclette mit dem Bahnchef! Warum eigentlich nicht?

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