Das Auge des Gesetzes sieht messerscharf
Promi-Optikerin Nicole Diem (63) droht Knast

Vor zehn Jahren gewann sie einen Unternehmerpreis, jetzt steht die Promi-Optikerin Nicole Diem vor Gericht. Sie soll Gläubiger geschädigt haben.
Publiziert: 08.05.2017 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:54 Uhr
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Promis standen auf ihre Brillen: Optikerin Nicole Diem.
Foto: Foto aus Geschäftsbericht
Guido Schätti, Viktor Dammann

Die Zürcher FDP-Nationalrätin Doris Fiala (60) wollte ein Stück vom Ruhm der Preisträgerin für sich abschneiden: «Sie sind hartnäckig, begeisterungsfähig und fleissig, Frau Diem. Wie ich auch.» 

Die Optikerin Nicole Diem (63) war der Darling von Politik und Wirtschaft. 2006 erhielt sie den Schweizer Innovationspreis. «Frau Diem ist eine Zürcher Vorzeigeunternehmerin, die sich den Preis mehr als verdient hat», so der Präsident des Vereins Idée Suisse.

Diem habe es geschafft, sich gleich in zwei Männerdomänen durchzusetzen. Neben ihrer Optikerkette führte sie ein Malergeschäft. Auch dort erbringe sie Spitzenleistungen. 

Nicole-Diem-Brillen galten als Statussymbole. Von der Volksmusikerin Maja Brunner (65) bis zum Goldküsten-Chirurgen Christoph Wolfsberger (†75) setzten sich Promis ihre Gestelle auf die Nase.

Tatsächlich war Diem längst pleite, als sie den Preis erhielt. So sieht es zumindest die Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte des Kantons Zürich. Sie wirft Diem Misswirtschaft und Gläubigerschädigung vor.

Eine bedingte Strafe hat sie schon

Staatsanwältin Andrea Höhener fordert elf Monate Freiheitsentzug – unbedingt! Eine bedingte Freiheitsstrafe hatte Diem schon vor fünf Jahren kassiert. Der Prozess ist heute am Bezirksgericht Horgen. Es gilt die Unschuldsvermutung. 

Höhener erhebt happige Vorwürfe: Diem soll mit Buchhaltungstricks die wahre Situation ihrer Firma über Jahre verschleiert haben. Den Wert von Vorräten und Lager blähte sie um rund 900'000 Franken auf. Weitere 230'000 Franken setzte sie drauf, indem sie auf Abschreibungen verzichtete.

Eines der Geschäfte von Diem: Optikerladen in Rapperswil SG.
Foto: Zvg

Laut der Staatsanwältin war sich Diem voll bewusst, dass sie schummelte. Ihre Bank verlangte ein Sanierungskonzept. Zudem flatterten ihr reihenweise Betreibungen ins Haus.

Scheingeschäft mit sich selber

Doch Diem liess die Gläubiger ins Leere laufen. Nach der Pleite verscherbelte sie das Geschäft zu einem Schnäppchenpreis – an sich selber. Statt der bilanzierten knapp zwei Millionen Franken zahlte sie gerade mal 60'000 Franken.

Gegen aussen blieb alles beim Alten. Einziger Unterschied: Die Firma heisst nun einfach Nicole Diem Brillenmoden AG statt Nicole Diem Swiss AG. Auch das Malergeschäft wird kurz darauf liquidiert.

Ebenso aggressiv wie in der Buchhaltung war Diem auf der Strasse unterwegs. Vor zwei Jahren überholte sie an der Goldküste ein Polizeiauto mit übersetzter Geschwindigkeit und bedrängte mehrere vor ihr fahrende Autos. Auch deshalb steht sie jetzt vor Gericht. 

Diem gibt der CS die Schuld

Diem weist die Vorwürfe zurück. «Ich habe keine Misswirtschaft betrieben», sagt sie zu BLICK. Die Expansion habe sie längst zurückgefahren, heute laufe das Geschäft gut. «Die Kunden müssen sich keine Sorgen machen.» 

Schuld am Debakel sei die Credit Suisse: Die Züglete ihres Geschäfts von der Zürcher Bahnhofstrasse in den Lichthof des Credit-Suisse-Gebäudes am Paradeplatz habe sie in den Ruin getrieben. «Das war ein Riesenfehler», sagt sie freimütig. Der neue Standort sei miserabel gewesen, die Miete horrend, der Vertrag auf zehn Jahre festgezurrt.

Das habe ihrer Kette das Genick gebrochen. Sie habe die CS bekniet, ihr die Miete zu senken, so Diem: «Sie hatte aber kein Einsehen.»

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