Heute Abend kämpft Gastgeber Frankreich gegen Publikumsliebling Island um den Einzug in den EM-Halbfinal. Wenn die Spieler in Saint-Denis über den Rasen jagen und den Ball im gegnerischen Tor versenken, verdanken sie das auch einem Schweizer: Benno M. Nigg (78), emeritierter Biomechanik-Professor an der Universität im kanadischen Calgary. Der Gründer des Human Performance Laboratory hat sich in den letzten 40 Jahren ganz der Erforschung des perfekten Sportschuhs verschrieben. Sein Ziel: Unfälle verhindern und die Leistung optimieren.
Zu seinen Kunden zählen namhafte Firmen wie Adidas und Nike, sogar einen Schuh, den David Beckham trug, hat Nigg mitentwickelt (siehe Box). 1981 gründete der Biomechanik-Professor sein Institut in Kanada, mittlerweile arbeiten dort 200 Mitarbeiter. Auch die angesagten «On»-Turnschuhe mit ihren sogenannten Clouds – elastische Luftkissen, die auf jede Fussbewegung reagieren – wurden von Schweizer Hand in Kanada mit-entwickelt. Wo kommen die Wölkchen hin? Wie stark sollen sie sein und wie gross? Das sind nur ein paar Fragen, mit denen sich Nigg beschäftigte.
Sportschuh-Guru Benno Nigg hat den Predator-Schuh von Adidas mitentwickelt, den David Beckham an der EM 2004 trug. An verschiedenen Stellen des Schuhs hatte Nick Gewichte platziert, damit der Ball schneller fliegt. Doch das klappte nur teilweise: Der Ball wurde zwar schneller, flog aber auch zu hoch. Die Folge: Beckham kickte ihn an der EM mehrfach über das Tor hinaus, so auch beim Penaltyschiessen gegen Portugal.
Sportschuh-Guru Benno Nigg hat den Predator-Schuh von Adidas mitentwickelt, den David Beckham an der EM 2004 trug. An verschiedenen Stellen des Schuhs hatte Nick Gewichte platziert, damit der Ball schneller fliegt. Doch das klappte nur teilweise: Der Ball wurde zwar schneller, flog aber auch zu hoch. Die Folge: Beckham kickte ihn an der EM mehrfach über das Tor hinaus, so auch beim Penaltyschiessen gegen Portugal.
«Ich habe wahnsinnig ‹dr Plausch› an meinem Job», schwärmt der 78-Jährige, der noch lange nicht ans Aufhören denkt. «Ich arbeite genauso viel wie vor 20 Jahren, einzig meine Meetings finden erst nach 10 Uhr statt.»
Vor 35 Jahren verliess Benno M. Nigg mit seiner Frau und den vier Söhnen die ETH Zürich und seine Heimat Walenstadt SG. «In der Schweiz wäre ich als Wissenschaftler weg vom Fenster, man hätte mich zum Aufhören gezwungen.» In Kanada aber kann er ungehindert seiner Schuhleidenschaft frönen. Seine Heimat fehle ihm nicht, «höchstens ein Jass, das muss ab und zu sein!»
Wichtiger als Differenzler und Schieber ist Nigg aber gerade seine neuste Vision: In knapp vier Jahren soll dem Kunden in jedem Sportgeschäft der Fuss so vermessen werden, dass er in eine funktionelle Gruppe eingeteilt werden kann. «So könnte man jedem Käufer den passenden Schuh zuweisen.» Und worauf soll man bis dahin achten? «Der richtige Laufschuh darf die Bewegung nicht in eine Richtung zwingen, sondern muss ihr folgen. «Deshalb», so Nigg, «ist der bequemste der Beste.»