Probleme wegen Corona
Bombardier-Züge haben schon wieder Verspätung

Bombardier hat Mühe mit der Fertigung der neuen SBB-Doppelstöcker. Lieferengpässe sorgen für noch mehr Verzögerungen. Dazu kommen Probleme im Schweizer Werk.
Publiziert: 02.06.2020 um 16:39 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2020 um 23:31 Uhr
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Der neue Bombardier-Doppelstöcker auf Testfahrt.
Foto: Keystone

Die Ablieferung der neuen SBB-Doppelstöcker vom Zugbauer Bombardier kommt nur schleichend voran. Im April haben die SBB keine einzige neue Komposition abgenommen. Und auch im Mai haben nur drei Züge die Hand gewechselt. Damit sind bislang erst 35 der vertraglich vereinbarten 62 Züge abgeliefert, wie die SBB gegenüber BLICK sagen.

Hintergrund der neuerlichen Verspätung sind Probleme im Werk von Villeneuve VD, wie Fachkreise behaupten. Demnach haben die Abstands- und Hygienevorschriften des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zu Verzögerungen bei den Arbeiten im Bombardier-Werk geführt.

Schlimmer aber: Die weltweite Corona-Pandemie hatte zur Folge, dass es zu Engpässen in der Materialbeschaffung kam. Dabei sorgten offenbar Zulieferer aus China und Italien für grössere Probleme und weitere Verspätungen. Bombardier bestätigt die Informationen von BLICK.

Hinter Fahrplan zurück

Skeptiker des ganzen Beschaffungsvorhabens sehen sich damit erneut bestätigt. Eigentlich sollten die Züge schon lange auf der Schiene sein. Ursprünglich geplanter Liefertermin war 2013. Es kam zu diversen Auseinandersetzungen, der Richtplan wurde wiederholt angepasst. Noch vor kurzem hiess es, im Sommer 2020 seien alle Züge abgeliefert. Auch das war innert Monaten Makulatur. Die letzte Weisung lautete: Bis Ende 2021 soll der Auftrag erfüllt sein.

Wie sich die Situation in den nächsten Monaten entwickelt, ist allerdings unklar. Derzeit gehen die SBB davon aus, dass in diesem Jahr nur noch drei bis fünf weitere Kompositionen ausgeliefert werden. Macht in der Summe also höchstens 40 Züge. Das sind knapp zwei Drittel der Gesamtmenge!

Die Züge, die noch in diesem Jahr an die SBB übergeben werden sollen, sind eigentlich schon fertig gebaut. Die Produktion ist derart weit fortgeschritten, dass fehlende Materialien kein Risiko mehr sind.

Weniger Kilometer in Corona-Zeiten

Die Auswirkungen auf die Passagiere sind derweil schwierig abzuschätzen. Wegen der verspäteten Ablieferung mussten die SBB in der Vergangenheit auf altes Rollmaterial zurückgreifen. Die definitive Aussortierung diverser Reisezüge wurde wiederholt nach hinten verschoben, weil neue Probleme bei Bombardier auftauchten.

Die lange Zeit fehlende Zuverlässigkeit des neuen Doppelstöckers ist denn auch der Grund, weswegen die SBB den Zug zunächst auf dem Nebengleis rollen liessen. Bislang ist er meist auf Interregio-Strecken unterwegs, statt auf der Intercity-Paradestrecke von Genf nach St. Gallen.

Im Normalbetrieb sind täglich 17 der neuen Doppelstöcker unterwegs. Während der Corona-Zeit waren die neuen Züge aber weniger unterwegs. Nur knapp 16 Kompositionen fuhren auf dem Schweizer Schienennetz. Ihre Tagesleistung: knapp 14'000 Kilometer. In der Regel sind es 16'000 Kilometer.

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