Pro-Bahn-Präsident über das Minibar-Aus
«Für Passagiere in der 2. Klasse ist es unschön»

Dass die SBB ihr Gastro-Konzept anpassen, findet Kurt Schreiber, Präsident des ÖV-Vereins Pro Bahn eigentlich gut. Besser wäre aber, wenn die Minibar zumindest morgens noch im Zug unterwegs wäre.
Publiziert: 09.01.2016 um 14:19 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 16:51 Uhr
«Die schaffen ja alles ab»
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Die SBB-Minibar rollt nicht länger durch die Züge:«Die schaffen ja alles ab»

Herr Schreiber, die SBB schaffen Minibars in den Zügen ab. Werden Sie nostalgisch?
Kurt Schreiber:
Ein bisschen schon. In meiner Jugendzeit hätte ich mir eine Zugfahrt ohne Minibar nicht vorstellen können. In den 50er- und 60er-Jahren waren sie extrem beliebt.

Kurt Schreiber, Präsident von Pro Bahn.
Foto: Keystone

Seit wann gibt es die Minibars überhaupt?
Seit 1944. Die sind fast so alt wie ich (lacht).

Finden sie den Entscheid der SBB falsch?
Nur teilweise. In den letzten 10 bis 15 Jahren liefen sie immer schlechter. Gleichzeitig wurde das Angebot immer teurer. Wenn sich eine Familie mit Sandwich und Getränken versorgen wollen, zahlen sie bis zu 60 Franken. Wenn sie das alles von zu Hause mitnehmen, kostet es nicht viel mehr als zehn Franken. Die Leute machen das immer mehr. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Tatsache zum Niedergang der Minibar geführt hat.

Noch keine zwei Jahre ist es her, dass die SBB viel Geld in neue teure Minibar investiert haben. Dümmer gehts nicht, oder?
Nicht unbedingt. Wenn man versucht, das Angebot zu verbessern, ist das eigentlich positiv zu werten. Der Kaffee wurde dadurch viel besser, obwohl die Zubereitung jetzt viel länger dauert und das Wägeli so den Leuten den Weg versperrt. Ich fand den Kaffee der alten Minibars übrigens sehr gut. Ich habe den jahrelang gerne mit einem Appenzeller-Bibeli gegessen.

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Das aktuelle Modell mit Brennstoffzelle für den Antrieb der Kaffeemaschine.
Foto: Joseph Khakshouri

Sie schlagen nun aber den SBB in einer Mitteilung vor, die Minibar zumindest morgens weiter zu betreiben. Warum?
Herr und Frau Schweizer sind am Morgen im Zug verschlafen und trinken darum gerne einen Kaffee. Viele essen dazu ein Gipfeli. Bis vor etwa zehn Jahren gabs bei der Südostbahn den Gipfeli-Express. Der war sehr beliebt. Die SBB müssen ja nicht das Gleiche machen, aber ein Mini-Frühstück sollte doch morgens im Zug möglich sein.

Ist es ja auch: Das Take-Away-Angebot im Zug soll bestehen bleiben, heisst es.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es reicht, einfach einen Restaurantwagen anzuhängen. Ich begrüsse es sehr, dass man in der 1. Klasse die Bedienung am Platz ausbauen will. Aber Passagiere der 2. Klasse müssen immer den Restaurant-Wagen aufsuchen. Das ist unschön.

Was sagen Sie zum Entscheid, dass die zwölf Segafredo-Stände verschwinden?
In den grossen Bahnhöfen gibts meist auch einen Laden, wo man das Gleiche viel günstiger kaufen kann. Es ist nicht falsch, wenn sich die SBB aufs Wichtigste konzentriert.

Sollte die Bahn ihr gesamtes Gastronomie-Konzept überarbeiten?
Ich denke schon. Rentabel ist es ja nicht. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat man ja jetzt gemacht. (alp)

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