Heimelige Chalets, schicke Apartments und einfache Zimmer – zwischen Juli 2018 und Juli 2019 kamen hierzulande über 3000 neue Übernachtungsangebote auf der Vermietungsplattform Airbnb hinzu. Schweizweit waren diesen Sommer 33'000 Objekte buchbar, wie die Auswertung des Walliser Tourismus Observatoriums (Tourobs) zeigt.
Nicht zuletzt dank des höheren Angebots an Unterkünften machte Airbnb damit in der Schweiz auch mehr Umsatz – 496 Millionen Franken, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 5,5 Prozent. Das hat Tourobs mittels Daten der Analyseplattform AirDNA berechnet.
Basejumper-Mekka ist ein Eldorado für Airbnb-Vermieter
Am meisten mit Airbnb nahmen letztes Jahr Vermieter in den Städten Zürich und Genf ein – mit 34,6 Millionen respektive 28,2 Millionen Franken.
Auch im Berner Oberländer Dorf Lauterbrunnen, Mekka der Basejumper, ist Airbnb eine hübsche Einnahmequelle: 13,6 Millionen Franken. Für die einzelnen Vermieter ist Lauterbrunnen ohnehin das Schweizer Eldorado. Denn nirgends können sie mit Airbnb-Bleiben so viel verdienen wie in Lauterbrunnen.
Mit durchschnittlich 36'000 Franken Einnahmen pro Bleibe im letzten Jahr waren die Airbnb-Wohnungen und -Chalets in Lauterbrunnen extrem lukrativ. Zum Vergleich: In Zürich generiert eine typische Airbnb-Bleibe 8660 Franken pro Jahr, schweizweit sind es im Schnitt 11'265 Franken.
Vermieter umgehen Kurtaxe
Im Gegensatz zu den Städten bleibt die kalifornische Vermittlungsplattform in Landregionen zwar von der Kritik verschont, dass sie die Wohnungsnot verschärft und die Mietpreise hochtreibt. Doch dafür gibt es umso mehr Konflikte wegen der Umgehung von Kurtaxen – so auch in Lauterbrunnen.
«Die Vermieter zahlen die Kurtaxe oft nicht», sagt der Gemeindepräsident von Lauterbrunnen, Martin Stäger (66), auf Anfrage von BLICK. Hat die Gemeinde keine Vereinbarung mit Airbnb, wo Tourismusabgaben automatisch bei der Buchung von den Gästen abgezogen werden? Von dieser Vereinfachung, wie sie die letzten zwei Jahre in Zug, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Zürich und Schaffhausen eingeführt wurde, ist Lauterbrunnen laut Stäger noch weit entfernt.
Das Problem: Zur Einwohnergemeinde Lauterbrunnen gehören wie in vielen Berggemeinden weitere Dörfer. Zum Beispiel Gimmelwald, Isenfluh, Mürren, Stechelberg und Wengen – alle mit einer anderen Kurtaxe. Airbnb sei nicht entgegenkommend und wolle nur eine einheitliche Kurtaxe für alle Gemeinden automatisch abbuchen, sagt Stäger. Aber die Gemeinden seien dagegen, sie hätten schliesslich sehr unterschiedliche Kosten für ihre Tourismus-Anlagen.
Immer mehr Touristikunternehmen im Geschäft
Mitverantwortlich für die rasante und mitunter problematische Expansion von Airbnb ist die zunehmende Professionalisierung. Was einst als «Wohnungsteilete» von Privaten startete, ist inzwischen ein Geschäftszweig für Tourismusfirmen.
Die wichtigsten Airbnb-Grossanbieter sind heute die Migros-Töchter Interhome und Inter Chalet mit knapp 2000 Objekten, sagt Roland Schegg (56), Tourismus-Professor an der Hochschule für Wirtschaft in Sitten. Grossvermieter verwalteten hierzulande inzwischen 15 Prozent des Airbnb-Angebots. Die Offensiven von Städten und Gemeinden, um die Homesharing-Plattform zu regulieren, verwundern daher nicht.