Einmal im Jahr vergleichen der Krankenkassenverband Santésuisse und der Branchenverband Interpharma die Schweizer Medikamentenpreise mit den Preisen in neun europäischen Ländern. Vor allem bei den teuren patentgeschützten Originalpräparaten nimmt die Preis-Differenz ab, liegt nur noch bei 7,1 Prozent. Das heisst: Pro Jahr bezahlen Schweizerinnen und Schweizer 200 Millionen Franken zu viel für Originalmedikamente. Und dies obwohl die Pharmanbranche durch Preissenkungen gemäss eigenen Angaben Medikamente um über 300 Millionen Franken verbilligt hat. In Europa sind Medikamente einzig in Dänemark noch teurer als in der Schweiz.
Die Gründe für den Preis-Rückgang: Einerseits der starke Franken, der sich günstig auf die Medikamentenpreise auswirkt. Andererseits überprüft das Bundesamt für Gesundheit BAG regelmässig die Preise von Originalmedikamenten.
Grosses Sparpotenzial bei Generika
Diese Überprüfungen finden im Einvernehmen mit der Pharmabranche statt, wie René Buholzer von Interpharma sagt: «Aufgrund der regelmässigen Preisüberprüfungen gibt es bei den patentgeschützten Medikamenten keine grosse Preisdifferenz mehr.» Nur fällt die entsprechend ins Gewicht, da Originalpräparate teurer sind und rund die Hälfte aller in der Schweiz verabreichter Medikamente ausmachen.
Das sagt auch Verena Nold, Direktorin vom Krankenkassenverband Santésuisse: «Bei den patentgeschützten Medikamenten ist der Preisunterschied mit sieben Prozent immer noch spürbar und hier sind weitere Einsparungen nötig.»
Noch krasser sind die Preisdifferenzen bei den Generika, diese sind in der Schweiz um 48 Prozent teurer als in den Vergleichsländern: « Bei Generika liesse sich noch viel mehr sparen. Weil der Generika-Anteil mit 23 Prozent tief ist und die Preise im Vergleich zum Ausland doppelt so hoch sind, könnten wir mehrere hundert Millionen Franken sparen – ohne Qualitätsverlust», ist Nold überzeugt.
Generikaverband warnt vor zu grossen Eingriffen
Den Anteil der Generika zu steigern, dem kann auch Axel Müller vom Branchenverband Intergenerika viel abgewinnen: «Wir möchten die Schweiz aus ihrem Dornröschenschlaf wecken, damit Generika konsequent dort eingesetzt werden, wo es diese Alternativen gibt», so Müller zu BLICK. Seine Erklärung für die grossen Preisunterschiede, unter anderem die «Helvetisierung» der Medikamente: «Im Ausland hergestellte Produkte müssen von eigens bei der Arzneimittel-Behörde Swissmedic zugelassen und speziell für die Schweiz verpackt werden.» Auch verteuerten die kleinen Produktionsmengen für den kleinen Markt Schweiz die Generika.
Das Rezept gegen teure Generika: Santésuisse möchte auch in der Schweiz das sogenannte Referenzpreissystem einführen, das sich in vielen anderen Ländern bewährt hat. Das heisst, es wird nur noch das günstigste Generikum von der Krankenkasse bezahlt. Wer ein anderes Produkt möchte, bezahlt die Differenz selber.
Müller dagegen warnt vor der Einführung dieses Systems in der Schweiz: Unter anderen könnte der ständige Wechsel zum günstigsten Präparat die Therapietreue vermindern und die Versorgungssicherheit gefährden, so der Branchenvertreter.