Bei keinem Produkt wird einem die Hochpreisinsel Schweiz so schnell gegenwärtig wie bei den ausländischen Magazinen und Zeitschriften. Das «Lustige Taschenbuch» gibt es für 12.50 Franken, das sind 67 Prozent mehr als in Deutschland. Oder das «Geo Spezial» für 33 Franken anstatt umgerechnet 19.10 Franken wie im Nachbarland. «Ein Herz für Tiere» kostet bei uns 6.50 Franken anstatt 4.10 Franken.
Beim Blick auf diese Euro-Preise am Seitenrand beschleicht einen auch ohne Rechenkünste unweigerlich das Gefühl: Hier zockt doch jemand gewaltig ab. Die überteuerten Heftli stehen am Montag im Nationalrat zur Debatte. BLICK wollte zuvor von Preisüberwacher Stefan Meierhans (49) wissen, warum er nichts gegen die überteuerten Magazine tut.
BLICK: Gibt es eine rationale Erklärung für den massiven Schweiz-Zuschlag bei Zeitschriften?
Stefan Meierhans: Die ausländischen Verlage nützen die höhere Kaufkraft der Schweizer Konsumenten aus und betreiben eine Preisdiskriminierung. Das gelingt ihnen dank der Unterbindung von Parallelimporten und dank ihrer rigiden Preisbindung.
Sie sind Preisüberwacher. Auch Ihre Töchter lesen «Donald Duck» oder Sie das «Geo». Tun Sie was!
Wir sind seit Jahren sehr aktiv.
Wir haben aber immer noch Wucherpreise bei den Importheftli.
Ich bin sogar nach Deutschland gereist, um die deutschen Verleger zur Räson zu bringen. Leider ohne durchschlagenden Erfolg. Dann haben wir einen Vorschlag für eine spezielle Bestimmung im Kartellgesetz gemacht. Dieser wurde vom Parlament abgelehnt. Dann haben wir die Wettbewerbskommission um eine Untersuchung gebeten. Leider ist sie nicht darauf eingetreten.
Und was jetzt?
Wenn das Parlament nichts unternimmt, so steigen auf alle Fälle die Chancen der Fair-Preis-Initiative, die von der Hotellerie, dem Konsumentenschutz und mit Unterstützung von Parlamentariern aus Parteien von links bis rechts lanciert wurde.
Der Bundesrat soll beauftragt werden, zusammen mit der Wettbewerbskommission WEKO und dem Preisüberwacher Stefan Meierhans eine Lösung für die «unangemessen hohen Differenzen zwischen in- und ausländischen Zeitschriftenpreisen» zu finden. Diese soll unbürokratisch und effizient sein. Das macht die Sache aber äusserst schwierig. Der Bundesrat lehnt die Motion ab. Begründung: Es handle sich um eine staatliche Preisregulierung, die die Vorteile des aktuellen Vertriebssystems infrage stellen würde. Detailhändler wie die Migros als auch der Preisüberwacher erwarten, dass eine Ablehnung der Motion den Befürwortern der Fair-Preis-Initiative weitere Argumente liefere.
Der Bundesrat soll beauftragt werden, zusammen mit der Wettbewerbskommission WEKO und dem Preisüberwacher Stefan Meierhans eine Lösung für die «unangemessen hohen Differenzen zwischen in- und ausländischen Zeitschriftenpreisen» zu finden. Diese soll unbürokratisch und effizient sein. Das macht die Sache aber äusserst schwierig. Der Bundesrat lehnt die Motion ab. Begründung: Es handle sich um eine staatliche Preisregulierung, die die Vorteile des aktuellen Vertriebssystems infrage stellen würde. Detailhändler wie die Migros als auch der Preisüberwacher erwarten, dass eine Ablehnung der Motion den Befürwortern der Fair-Preis-Initiative weitere Argumente liefere.
Coop boykottierte 2015 den Verkauf von ausländischen Magazinen. Wie beurteilen Sie diesen Schritt aus heutiger Sicht?
Der Schritt war richtig, aber letztlich hat er keine nachhaltige Wirkung erzeugt. Die Verleger sitzen eben am längeren Hebel.
Irgendjemand verdient sich hier eine goldene Nase.
In erster Linie profitieren die ausländischen Verleger, das ist klar. Aber der Gross- und Detailhandel in der Schweiz profitiert mit.
Das ist so. Jedes Unternehmen ist bei der Preissetzung frei.
Das ist genau die Schwierigkeit. Verbindliche Preismassnahmen gegenüber Firmen mit Sitz im Ausland sind sehr schwer zu erreichen und dann auch durchzusetzen. Deswegen braucht es eine tragfähige Lösung.
Der Nationalrat berät am Montag, ob Sie, die Weko oder der Bundesrat beauftragt werden, eine Lösung für die «unangemessen hohen Preisdifferenzen» zu suchen. Was fordern Sie?
Wichtig ist in erste Linie, dass die Motion jetzt überwiesen wird. Sonst ist der Druck weg und es passiert gar nichts.
Eine staatliche Preisregulierung wäre ein massiver Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit.
Wenn der Markt nicht spielt und der Preiswettbewerb ausgeschaltet wird, ist eine Preisregulierung gerechtfertigt. Die Branche hat es selber in der Hand, diese zu vermeiden, indem sie die Preise deutlich senkt oder die Preisbindung aufgibt.
Nach einer schnellen Lösung sieht das nicht aus. Es treibt Schweizer doch noch mehr zu den deutschen Kiosken!
Das ist möglich. Eine solche Reaktion wäre aber verständlich.
Was könnte die Preise ausländischer Heftli runterbringen?
Das muss man nochmals näher prüfen. Wir haben zig Vorschläge gemacht. Diese wurden bisher allesamt abgelehnt. Der Ball liegt in erster Linie bei denjenigen, welche diese Vorschläge abgelehnt haben. Ich bin gespannt auf deren Lösungsansatz!