Saftige Busse für Amag. Der Schweizer Autohändler soll im Kanton Tessin mit sechs weiteren Autohändlern für VW-Marken unzulässige Absprachen getätigt haben. Das schreibt die Wettbewerbskommission (Weko) in einer Mitteilung am Dienstagmorgen. Die Amag und die sechs weiteren Autohändler werden mit 44 Millionen Franken gebüsst.
Das «unzulässige Kartell» hat laut Weko zwischen 2006 und 2018 ganze zwölf Jahre lang Bestand gehabt. «Es war ihr Ziel, den Wettbewerb unter den Autohändlern zu verringern und die Verkaufspreise von Neufahrzeugen für Private und die öffentliche Hand auf einem überhöhten Niveau zu halten», schreibt die Wettbewerbskommission.
Und weiter: «Die Autohändler sprachen sämtliche Verkaufsaktivitäten im Tessin ab: Sie trafen Abreden über Submissionen der öffentlichen Hand, einigten sich auf eine Preispolitik beim Verkauf von Neuwagen an Private und teilten sich den Kanton Tessin in Tätigkeitsgebiete auf.»
Amag reichte Selbstanzeige ein
Die Amag, welche die grösste Händlerin von Fahrzeugen des VW-Konzerns mit den Marken VW, Audi, Skoda und Seat in der Schweiz ist, müsse den grössten Teil der Busse von 44 Millionen bezahlen, schrieb die Weko.
Bei der Berechnung der Sanktion berücksichtigten die Wettbewerbshüter die Art und Schwere des Verstosses, die Rolle der einzelnen Unternehmen und den Grad ihrer Beteiligung am Kartell. Dabei habe man insbesondere die starke Stellung des Amag-Konzerns als wichtigsten Konkurrenten und gleichzeitig Lieferanten sowie den damit verbundenen vertraglichen Druck auf die Händler und Vertriebspartner einbezogen, hiess es.
Als mildernder Umstand wurde die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Wettbewerbsbehörden gewertet. Die Amag habe eine Selbstanzeige eingereicht, schrieb die Weko. Weitere mildernde Umstände wurden der Abschluss einer einvernehmlichen Regelung durch fünf der beteiligten Unternehmen sowie die Anerkennung des Sachverhaltes gewertet.
Das sagt die Amag
Zwei Unternehmen hätten keine einvernehmlichen Regelung mit der Weko getroffen, wobei ein Unternehmen immerhin den Sachverhalt anerkannt habe, sagte Weko-Direktor Patrik Ducrey auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Der Entscheid der Weko kann innerhalb von 30 Tagen an das Bundesverwaltungsgericht weitergezogen werden.
Die Amag akzeptiert die Busse, wie sie in einer Stellungnahme mitteilte. Zur Höhe der Strafzahlung wollte sie als Unternehmen im Privatbesitz allerdings keine Stellung nehmen, wie ein Sprecher sagte. Der Leiter der Amag Automobil und Motoren AG, Mathias Gabler, entschuldigte sich in der Mitteilung. Amag-Gruppenchef Helmut Ruhl äusserte sein Bedauern.
«Einzelne Führungskräfte von Amag-eigenen Garagenbetrieben haben sich in der Vergangenheit im Kanton Tessin inakzeptabel verhalten. Die Amag hat personelle und organisatorische Massnahmen ergriffen, damit die Grundsätze der einwandfreien Geschäftstätigkeit in allen Bereichen konsequent umgesetzt werden», hiess es.
Razzien durchgeführt
Man an habe vollumfänglich mit den Wettbewerbsbehörden kooperiert, um die Vorfälle aufzuklären. Aufgrund der Vorkommnisse habe die Amag-Gruppe personelle und organisatorische Massnahmen ergriffen. Sie habe ihre internen Kontrollen weiter verstärkt und ein umfassendes Compliance-Programm aufgebaut.
«Dieses enthält unter anderem obligatorische Schulungen für Mitarbeitende im Bereich Kartellrecht. Die Amag Gruppe kennt eine strikte Nulltoleranz-Politik bei Wettbewerbsverstössen. Vom Management erwartet die Amag eine Vorbildfunktion – jederzeit und vorbehaltlos», schrieb der Konzern.
Die Weko hatte die Untersuchung im Jahr 2018 eingeleitet. Im Rahmen der Ermittlungen wurden Razzien durchgeführt. (nim/SDA)