Sieben Stockwerke, fast 2000 Quadratmeter und ganz in der Nähe des New Yorker Central Parks: Diese 56-Millionen-Villa ist eigentlich eine Traum-Immobilie. Nun könnte sie aber zum Albtraum für Makler werden. Ihr Besitzer ist nämlich der US-Milliardär Jeffrey Epstein.
Dieser sitzt seit vergangener Woche im Gefängnis. Angeklagt ist Epstein der Zuhälterei und dutzendfacher sexueller Missbrauch von Minderjährigen. Die Taten soll er auch in seiner New Yorker Villa begangen haben. Ein Vorwurf, der laut Experten Folgen für den Wert der Immobilie haben dürfte. Wenn ein Ereignis wie dieses geschehe und die Öffentlichkeit davon erfahre, dann falle der Wert plötzlich deutlich, sagt Immobilien-Schätzer Orell Anderson gegenüber dem Nachrichtenportal «Marketwatch». Selbst hat er mehrere ehemalige Häuser von prominenten Mordopfern geschätzt.
Nur mit Rabatt
Nach einer Tragödie oder einem Verbrechen könne es Jahre dauern, bis sich ein Käufer finde – auch dann, wenn die Immobilie eigentlich attraktiv wäre. Der Marktwert bleibe über lange Zeit tief, falls er sich überhaupt je erhole, so der Experte. Häufig würden sich solche Häuser nur mit grossem Rabatt verkaufen lassen.
Einerseits leide der Wert unter dem Makel, dass dort Verbrechen begangen wurden. Zu einer Werteinbusse von 25 Prozent könnten zudem Schäden wie etwa Blutspuren oder Leichengerüche führen.
Für das Zuhause von Epstein hat ein weiterer Experte aber Hoffnung – wenigstens mittel- bis langfristig. Die Villa sei besonders einzigartig, denn in der Nähe des Central Parks gebe es nur eine Handvoll vergleichbarer Objekte. «Ich habe festgestellt, dass innerhalb einiger Jahre das negative verblasst. Bei einer speziellen Immobilie oder bei Wohnungsmangel kann das schneller gehen», so Jonathan Miller.
Umdekorieren oder abreissen
Wie retten Makler solche belasteten Immobilien? Das A und O ist offenbar Präsentation. Potenziell Interessierte sollen die Häuser nicht wiederkennen können von den Bildern, die sie aus den Medien kennen. Die Experten-Empfehlungen: mehr Lichter, andere Wandfarben und Pflanzen beim Eingang.
Im Fall von Nicole Brown Simpson, der Ex-Frau des früheren Footballstars O. J. Simpson, die zu Hause ermordet wurde, musste für das Haus gar eine neue Adresse her. Im radikalsten Fall wird eine Immobilie abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Manchmal würden reiche Käufer das dann nach dem Kauf gleich selbst machen.
Die bösen Geister vertreiben
Andere setzten auf Heiler, um böse Geister und schlechte Schwingungen zu vertreiben. Manchmal würden auch die Makler darauf setzen. «Es mag lächerlich tönen, aber es scheint Leute zu beruhigen, die an Geister glauben oder abergläubisch sind», erklärt Anderson. Was nicht erlaubt ist: Das Geschehene verschweigen.
Offenbar hat Epsteins Haus auch ohne die vermuteten Verbrechen einiges Gruseliges zu bieten, wie die «New York Times» weiss. So soll eine weibliche Puppe von einem Kronleuchter hängen und ein Selbstporträt Epstein hinter Gittern zeigen. Vor einem möglichen Verkauf würden diese «Extras» allerdings entfernt. (jfr)