Es harzt im Kerngeschäft: Die Schweizerische Post verschickte letztes Jahr 2171 Millionen Briefe – das sind über 30 Millionen weniger als im Vorjahr. Und auch an den Schaltern herrscht zunehmend Flaute. «Wir wollen nicht soziale Treffpunkte in abgelegenen Gegenden aufrechterhalten, wenn keine Kunden mehr kommen», sagte Post-Präsident Peter Hasler (69) an der Bilanz-Medienkonferenz.
Und doch: Die Post steigerte den Gewinn um sieben Millionen auf 645 Millionen Franken. Für Post-Chefin Susanne Ruoff (57) ist aber klar: «Wir müssen effizienter werden, um dieses Resultat künftig zu halten.» Die Post ändert deshalb ihre Strategie: Kommt der Kunde nicht mehr zur Post, kommt die Post eben zum Kunden. Am besten geht das über die neuen digitalen Angebote. «Die mobile Gesellschaft muss auch nachts ihre Geschäfte machen können», sagt Ruoff.
Die Post will der 24-Stunden-Gesellschaft gerecht werden – mit Päckliautomaten, dem Handy-Bezahldienst Twint und digitalen Briefkästen.
Nur: Auch die Kunden müssen sich der Post anpassen. Und die rund 62'000 Angestellten müssen umdenken.
So sieht die Chefin die Post der Zukunft
Einkaufen und zugleich die Post erledigen
In ländlichen Gebieten schliessen Poststellen. Dafür erntet die Post Kritik. Damit Kunden ihre Päckli und Briefe dennoch aufgeben können, betreibt die Post heute bereits 747 Agenturen, etwa in Dorfläden, Bäckereien oder auf Gemeindeverwaltungen. Weitere werden dazukommen. Dazu Susanne Ruoff: «So können wir die Öffnungszeiten auf dem Land ausweiten.»
Päckli abholen auch mitten in der Nacht
Ausgebaut wird das Angebot von rund um die Uhr zugänglichen Post-Automaten. Derzeit sind 57 Stück in Betrieb, die meisten in Einkaufszentren und an Bahnhöfen. Künftig sieht der Kunde auf dem Handy ein Bild des Pakets und kann entscheiden, ob es ins Milchkästli oder zum Automaten geliefert werden soll. Ruoff: «Künftig kann der Kunde sein Paket selber steuern.»
Der Pöstler nimmt Retouren wieder mit
Mit dem Service Pick@home nimmt der Pöstler etwa Rücksendungen an Versandhändler wieder mit. Die Post geht aber noch einen Schritt weiter und setzt auf den digitalen Briefkasten. Ab Mai läuft ein Test mit 100 Milchkästli, die mit einem digitalen Schliessmechanismus versehen sind. Ruoff: «Pick@home ist eine Win-win-Situation.»
Wählen, wo das Päckli ankommt
Die Zustellung von Paketen wird immer flexibler. Seit Dezember 2014 lieferte die Post 6,3 Millionen Päckli auch am Abend aus – oder am Samstag. Mit Pick Post kann der Kunde entscheiden, wo er seine Sendung abholt oder aufgibt: bei einer Poststelle nach Wunsch, an Bahnhöfen oder Tankstellen. Ruoff: «Diesen Dienst werden wir weiter forcieren.»
Selbstfahrende Büssli und Päckli-Drohnen
Die Post tüftelt intensiv an der Mobilität der Zukunft. So stellte sie in Sitten VS ein selbstfahrendes Minipostauto mit Platz für neun Passagiere vor. Die Büssli im Postauto-Look sollen schon bald durch die Altstadt fahren. Weiter will der gelbe Riese beim Einsatz von Päckli-Drohnen die Nase vorn haben. Erste Tests in abgelegenen Gebieten sind erfolgreich verlaufen. Ruoff: «Päckli-Drohnen werden wohl eine Nische bleiben.»
Das Handy soll das Portemonnaie ablösen
Noch in den Kinderschuhen steckt die Bezahl-App der Postfinance-Tochter Twint. Seit November 2015 können Kunden bargeldlos mit ihrem Handy bezahlen. Um ihre App der breiten Masse schmackhaft zu machen, verschenkt das Unternehmen derzeit 50-Franken-Gutscheine für Coop@home. Ruoff: «Neue Angebote wie Twint brauchen immer Zeit.»