Kioskbetreiberin Valora floppt mit Future-Store Avec X
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Laden im Zürcher HB dicht:Kioskbetreiberin Valora floppt mit Future-Store Avec X

Valora experimentiert mit neuen Shops
So sieht unser Einkauf in der Zukunft aus

Noch schneller, noch einfacher – so wollen Konsumenten heute einkaufen. Vor allem dann, wenns eilt. Vom Convenience-Boom profitiert auch Valora. Bald startet die Gruppe mit neuen Formaten, die das Einkaufen revolutionieren sollen. Grosses Vorbild ist Amazon.
Publiziert: 21.02.2019 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2019 um 09:38 Uhr
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Valora hat ein Test-Jahr vor sich. Unter anderem startet dieses Jahr die Avec Box. Wer hier kaufen will, braucht die dazugehörige App. Damit scannen Kunden die Ware und damit zahlen sie dann auch.
Foto: PD
Julia Fritsche

Valora sieht sich als Vorreiterin in Sachen Convenience. Der Boom spielt dem Betreiber von Avec-Shops, K-Kiosken und Brezelkönigs in die Hände. Im vergangenen Jahr hat der Konzern 2,1 Milliarden Franken erwirtschaftet. Unter dem Strich blieben 59 Millionen Franken Gewinn in der Kasse. Die stärkere Fokussierung auf Nahrungsmittel zum Schnellverzehr zahle sich aus, heisst es. Während das Essensgeschäft immer wichtiger wird, ist das traditionelle Kioskgeschäft mit Tabakwaren, Zeitschriften, Lotto und Losen tendenziell rückläufig.

Das Unternehmen setzt 2019 weiter auf den Convenience- und Frische-Trend. Sein Vorteil: Valora ist da, wo die Kunden sind, erklärt Firmenchef Michael Mueller (46). Was aber nicht heisst, dass er sich zurücklehnt. Denn Kunden wollten überrascht werden. Und: «Wenn Leute bei uns vor der Kasse Schlange stehen müssen, dann verlieren wir Kunden», erklärt Mueller den Drang, noch schneller zu werden. Wie das gehen soll, zeigen die geplanten neuen Formate, die Valora noch dieses Jahr eröffnen will.

Testlabor Avec X

Den geplanten Avec X nennt Valora auch «Future Store». Schon im April ists am Hauptbahnhof Zürich so weit. Es wird auch bei diesem einzigen Geschäft bleiben. Denn laut Unternehmen wird er als Versuchslabor dienen. Valora will dort «neu entwickelte digitale Aspekte wie Bezahlmöglichkeiten und personalisiertes Einkaufen testen». Möglich also, dass dort Getestetes im Erfolgsfall dann auch einmal bei Avec, K-Kiosk oder einem anderen Format des Unternehmens Einzug hält.

App-Einkaufen bei Avec Box

Auch bei der Avec Box ist der erste Standort bereits bekannt. In Wetzikon ZH soll er im Frühling eröffnen. «Idealerweise» wie es bei Valora heisst, sollen Kunden dort rund um die Uhr einkaufen können. In der Realität werden auch das Gesetz und Vermieterin SBB ein Wörtchen mitreden wollen. Wer in der Avec Box einkaufen will, braucht dafür die App, die extra dafür entwickelt wird. Nur damit gibts überhaupt Zutritt zum Laden. Die Kunden scannen die Produkte und zahlen dann ebenfalls via App.

Ganz ohne Personal kommt die Box aber nicht aus. Zumindest zu Stosszeiten würden Mitarbeiter vor Ort sein. Dort Regale auffüllen, den Kunden helfen und Ordnung halten. Die Wetziker Avec Box wird mit rund 53 Quadratmetern Convenience im Miniformat bieten. Denn laut dem Detailhandel-Schweiz-Bericht von GfK können diese mit maximal 250 Quadratmetern deutlich grösser sein. Nach Wetzikon ist auch eine Expansion der Avec Box in «weitere Teile der Schweiz vorgesehen». Doch erst brauche es Erfahrungen.

K-Kiosk Box – das Amazon Go der Schweiz

Am längsten müssen Kunden auf die K-Kiosk Box warten. Wenn alles nach Plan verläuft, dann gehts Ende Jahr mit der Schweizer Version von Amazon Go los. Für den neuen Shop holt sich Valora Hilfe aus dem Silicon Valley. Das Start-up AiFi liefert die Technologie. Dank ihr sollen Kunden reinlaufen, Waren einpacken und wieder rauslaufen. Zum Zutritt und Einkaufen brauchts wiederum die K-Kiosk-Box-App.

Auch die K-Kiosk Box ist laut Valora erst mal ein Test. Das Shop-Konzept soll das Einkaufen noch bequemer machen und an Standorten zum Einsatz kommen, an denen es bislang kein oder nur ein sehr geringes Convenience-Angebot gibt. Die Shops werden gar noch kleiner. Auf den rund 20 Quadratmetern solls Kiosk- und Frischeprodukte geben.

Per Knopf Energydrinks bestellen

Bereits auf Amazons Spuren wandelt Valora bei einem anderen Verkaufskanal. Ähnlich wie der Bestellknopf von Amazon mit dem Namen Dash Button können Valora-Kunden mit dem Ok-Button Produkte bestellen. Der Knopf kostet 5 Franken. Wie bei Amazon wird dieser Betrag aber beim Ersteinkauf gutgeschrieben. Zu Hause installiert man den Knopf und die App. Zur Auswahl stehen derzeit zehn Produkte, alles Energy-Drinks und Eistees. Für das gewünschte Produkte drückt man zur Bestellung auf den Knopf. Dann folgt eine Bestätigung per SMS. Die Lieferung ist gratis und folgt innert 24 bis 48 Stunden. 

Brezelkönig auf Rädern 

Noch vieles ist unklar beim mobilen Verkaufswagen, der als Provisorium nach Wetzikon ZH kommen soll. Das Baugesuch dafür ist eingegeben. Mehr will Valora nicht sagen. Mobil ist Brezelkönig bereits in der Westschweiz unterwegs. Am Flughafen Genf kooperiert der Brezel-Spezialist dafür mit dem Catering-Unternehmen Autogrill. Auch am Wiener Flughafen steht ein rollender Brezelkönig. Die Vorteile seien die flexible Einsetzbarkeit und der geringe Platzbedarf.

Kaffee-App für gestresste Pendler

Für manche Pendler zählt jede Sekunde. Genau für solche Kunden hat Valora bereits seit einigen Jahren die Spettacolo-App im Angebot. Damit lässt sich Kaffee in den Filialen vorbestellen und punktgenau abholen. Das Schlangestehen erspart man sich. Inzwischen testen die SBB das gleiche Konzept mit der App Fastlane. Auch da ist Spettacolo mit dabei.

Convenience boomt

Der Becherkafi am Morgen auf dem Weg zur Arbeit, der Fertigsalat in der Mittagspause Bier oder Softgetränk auf dem Heimweg: Das Geschäft mit der Schnellverpflegung, sprich der Verkauf sogenannter Convenience-Produkte durch Kleinstläden, läuft. Und wie! Den Boom belegen Zahlen von Alix Partners. Das Beratungsunternehmen hat Konsumenten befragt und eine Hochrechnung erstellt: 4,5 Milliarden Franken Umsatz erzielten die Minishops Coop to go, Avec, Migrolino und Co. 2018. Seit 2013 seien die Umsätze stetig um vier Prozent gewachsen. Mit dem Verkauf von verzehrfertigen Salaten, Obst, Sandwiches und Getränken in kleinen Shops erreiche der Detailhandel eine «hochmobile Zielgruppe». Diese sei bereit, einen Preisaufschlag zu bezahlen, sagt Alix-Expertin Beatrix Morath.  Sie sagt auch, dass sich viele Konsumenten Zusatzservices wie mobiles und kassenloses Bezahlen und Kundenbindungsprogramme wünschen.

Der Becherkafi am Morgen auf dem Weg zur Arbeit, der Fertigsalat in der Mittagspause Bier oder Softgetränk auf dem Heimweg: Das Geschäft mit der Schnellverpflegung, sprich der Verkauf sogenannter Convenience-Produkte durch Kleinstläden, läuft. Und wie! Den Boom belegen Zahlen von Alix Partners. Das Beratungsunternehmen hat Konsumenten befragt und eine Hochrechnung erstellt: 4,5 Milliarden Franken Umsatz erzielten die Minishops Coop to go, Avec, Migrolino und Co. 2018. Seit 2013 seien die Umsätze stetig um vier Prozent gewachsen. Mit dem Verkauf von verzehrfertigen Salaten, Obst, Sandwiches und Getränken in kleinen Shops erreiche der Detailhandel eine «hochmobile Zielgruppe». Diese sei bereit, einen Preisaufschlag zu bezahlen, sagt Alix-Expertin Beatrix Morath.  Sie sagt auch, dass sich viele Konsumenten Zusatzservices wie mobiles und kassenloses Bezahlen und Kundenbindungsprogramme wünschen.

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