Eigentlich prüft der Post-Verwaltungsrat einen «geordneten» Ausstieg aus dem Personenverkehr in Frankreich. Grund: Nach dem Bekanntwerden des Subventions-Betrugs bei der Postauto Schweiz AG geriet die französische Tochter Carpostal France wegen des Verdachts auf Quersubventionierung in die Schlagzeilen.
Bekannt wurde, dass Carpostal France mit den Subventionen tiefere Preise anbieten und auch unrentable Linien betreiben konnte. Erst im Juni dieses Jahres legten Frankreich und die Postauto-Tochter einen Rechtsstreit mit einem Vergleich bei. Die Parteien einigten sich auf eine Zahlung von 6,2 Millionen Euro.
Unternehmenswert soll erhalten bleiben
Noch hat sich Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller (66) nicht dazu geäussert, auf welchen Zeitpunkt der Rückzug erfolgen soll. Paradox mutet deshalb heute die Nachricht an, die französische Tochter werde das Stadtnetz von Salon-de-Provence, einer Stadt mit knapp 50'000 Einwohnern im Département Bouches-du-Rhône, für weitere vier Jahr betreiben.
Die Tochtergesellschaft der Postauto AG habe dazu den Zuschlag erhalten, teilt das Unternehmen mit. Sprecherin Katharina Merkle präzisiert: «Um den Wert des Unternehmens zu erhalten, wurde beschlossen, dass Carpostal France keine Akquisitionen vornimmt, aber weiterhin an Ausschreibungen teilnimmt.»
An weiteren Ausschreibungen beteiligt
Laut eigenen Angaben beteiligt sich die Carpostal France momentan an zwei weiteren grösseren Ausschreibungen: Es sind dies die bereits von ihr betriebenen Stadtnetze in Bourg-en-Bresse und Menton. Bei diesen Ausschreibungen handelt es sich jeweils um ein komplettes Stadtnetz mit mehreren Linien.
Carpostal France betreibt im Osten und Südosten von Frankreich acht Stadtnetze sowie Regionalverkehrslinien in fünf Departementen. Das Unternehmen beschäftigte 2016 über 1100 Mitarbeitende und betrieb 722 Fahrzeuge. Der Umsatz belief sich 2016 auf 92,7 Millionen Euro, umgerechnet rund 106 Millionen Franken.