Die Pöstler werden auch in Zukunft noch Abholscheine für Päckli in die Briefkästen legen. Denn die Post hat still und leise ein Projekt beerdigt, das die Abholzettel überflüssig gemacht hätte: Das digital verschliessbare Milchfach, in dem der Pöstler die Sendungen sicher hätte hinterlegen können.
«Produkt wird nicht in dieser Form am Markt lanciert»
Vor einem Jahr noch kündigte die Post an, der «smarte Hausbriefkasten» werde 2017 eingeführt. Er gehörte zur digitalen Zukunftsvision von Post-Chefin Susanne Ruoff (58), die lautete: «Künftig kann der Kunde sein Paket selber steuern.»
Von Juni bis Oktober 2016 testeten 200 Kunden das smarte Milchkästli. «Die im Anschluss ausgewerteten Resultate haben zum Entscheid geführt, das Produkt in dieser Form nicht am Markt zu lancieren», erklärt Post-Sprecherin Léa Wertheimer. Das liege aber nicht an der Technik.
Milchkästli scheitert wegen rechtlicher Vorgaben
Die sollte folgendermassen funktionieren: Soll ein Päckli zugestellt werden, erhält der Empfänger eine Benachrichtigung aufs Smartphone. Er kann dann die Lieferung ablehnen, umleiten oder annehmen. Ein Ja in der App gilt wie eine Unterschrift auf einer Empfangsbestätigung. Dann wird das Päckli in den digital verschliessbaren Milchkasten gelegt. Zugang sollte nur bekommen, wer vom Empfänger die Erlaubnis hat.
Das ist der Knackpunkt. Laut Gesetz müssen alle Zustell-Organisationen in der Schweiz denselben Zugang zu Briefkästen haben. Dafür sei keine zufriedenstellende Lösung gefunden worden», so Post-Sprecherin Wertheimer.
Post suchte nicht das Gespräch mit privaten Postunternehmen
Offenbar hat die Post auch nicht danach gesucht. Zwar hatte der gelbe Riese versprochen, das Fach werde so konzipiert, dass andere Postunternehmen Zugriff bekämen. Doch weder der Verband der privaten Postdienstleister KEP&Mail noch die Versandhändler waren von der Post kontaktiert worden, wie es dort auf Anfrage heisst.