Schweizweit drohen bereits 350 Poststellen die Schliessung. Nun sind die Umbaupläne fürs Tessin bekannt geworden. 48 Poststellen stehen vor dem Aus, 61 sind bis 2020 gesichert. Unter dem Abbau von Filialen leiden vor allem die Randregionen, wie BLICK gestern enthüllte. Bei einer Besichtigung des Paketzentrums in Härkingen SO nahm Post-Chefin Susanne Ruoff (58) Stellung zu den Vorwürfen.
BLICK: Frau Ruoff, die Post steht wegen Sparprogrammen in der Kritik.
Susanne Ruoff: Wir sparen, wo nötig, um noch effizienter zu werden, und wir investieren! Wir haben 2016 insgesamt 450 Millionen Franken in die Post investiert. Das können wir nur, wenn wir Gewinn machen. Zum Beispiel haben wir die drei Paketsortierzentren Härkingen SO, Frauenfeld und Daillens VD ausgebaut, um die weiter steigenden Paketmengen verarbeiten zu können. Wir finanzieren das alles aus eigener Kraft, wir bekommen vom Staat keine Subventionen!
Wie entscheiden Sie, welche Tätigkeiten Sie auslagern und welche Sie noch selber machen?
Wir wissen genau, was unsere Kernkompetenzen sind. Und wo es Sinn macht, mit anderen zusammenzuarbeiten. Ein Beispiel: Früher wies die Post eine eigenen Lastwagenflotte auf, die Pakete wurden nebst dem Zug mit eigenen Sattelschleppern und Anhängerzügen von eigenen Chauffeuren durch die Nacht gefahren. Heute sind die Kundenwünsche vielfältiger, was äusserst flexible Einsatzpläne erfordert. Wir schicken also keine eigenen grossen Laster mehr los, sondern nutzen die Flexibilität der vielen regionalen Anbieter mit ihren vielen kleineren Lieferwagen.
Wie erklären Sie sich, dass sich viele Leute auf dem Land vernachlässigt fühlen?
Das ist kein eigentliches Postproblem, sondern ist Teil der unterschiedlichen Wahrnehmungen in der Stadt oder auf dem Land. Es gibt das Bauchgefühl. Und es gibt die Fakten: Um die 4,3 Millionen Haushalte zu versorgen, brauchen wir genügend Personal. Heute arbeiten rund 18'000 Mitarbeitende der Post in ländlichen Gebieten.
Gestern zeigte BLICK auf, dass auf dem Land mehr Stellen abgebaut wurden als in städtischen Kantonen. Lassen Sie die Randregionen im Stich?
Es gibt einen weltweiten Trend, dass die Menschen vermehrt in Städten leben. In der Schweiz wohnen bereits 80 Prozent der Bevölkerung in einer Agglomeration. Das hat mit der Post nichts zu tun. Generell wird das Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land noch zunehmen. Wir sind eine Dienstleisterin – auf dem Land wie in der Stadt. Wir ziehen lediglich nach, wie sich die Bevölkerung , also unsere Kundinnen und Kunden verhalten und bewegen – das ist die fast 170-jährige Unternehmensgeschichte der Post.
Auf dem Land schmerzt die Leute der Abbau von Poststellen besonders stark.
Man identifiziert uns zu stark mit einer Postfiliale, also mit einem Gebäude. Im Rahmen der Grundversorgung tragen unsere rund 16‘000 Postboten jeden Tag Pakete, Briefe und Zeitungen in die 4,3 Mio Haushalte der Schweiz. Wir sind eine Dienstleisterin. Und in diesem Bereich bemühen wir uns stets, die Angebote zu verbessern. Noch nie gab es eine so breite Palette von Postdienstleistungen, aus denen der Kunden herauspicken konnte, welche ihm am besten in den Alltag passt.
Es gibt aber immer mehr Haushalte, die nicht mehr beliefert werden.
Es sind nur 0,07 Prozent der Haushalte, die mit einer Alternativlösung bedient werden – und das bei den allgemein bekannten topographischen Herausforderungen im Alpenland Schweiz! In keinem Land gibt es eine derart dichte Zustellung wie bei uns. Dabei könnten wir schon nach heutiger Gesetzgebung mehr ausschliessen. Wir gehen aber mit Augenmass vor.
Bern – Die wirtschaftlichen Zentren pulsieren, Randregionen darben. In den letzten Jahren stieg die Beschäftigung in den Metropolräumen Zürich und Genf-Lausanne überdurchschnittlich an, wie eine Studie des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt.
CS-Ökonom Jan Schüpbach (37) bestätigt: «Die Arbeitsplätze entstehen vor allem in der Nähe der Zentren, insbesondere in den Agglomerationen.» Zwischen 2011 und 2014 sei die Beschäftigung in Zentren um drei Prozent gewachsen, in Agglomerationen sogar um vier Prozent, die ländlichen Gebiete wuchsen jedoch nur zwei bis drei Prozent.
Was können sie tun? Der Berner Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann (48, SP) sagt zu BLICK: «Ländliche Gebiete müssen ihre Stärken erkennen und dann darauf setzen. Für das Berner Oberland etwa ist das klar der Tourismus, für den Jura die Uhrenbranche und für die Region Thun die Maschinenindustrie.»
Jede Region könne eine Nische finden, sagt Ammann. Gelungen ist das bereits den Regionen Jurabogen, Baden AG und dem St. Galler Rheintal SG. Laut BFS gibt es dort die höchste Konzentration an «Hightech»-Jobs. Mit der UBS wittert nun auch in der Finanzbranche ein erstes Unternehmen seine Chance abseits der Metropolen. So verlagert die UBS 450 Stellen nach Schaffhausen und 600 nach Biel BE.
Bern – Die wirtschaftlichen Zentren pulsieren, Randregionen darben. In den letzten Jahren stieg die Beschäftigung in den Metropolräumen Zürich und Genf-Lausanne überdurchschnittlich an, wie eine Studie des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt.
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Jede Region könne eine Nische finden, sagt Ammann. Gelungen ist das bereits den Regionen Jurabogen, Baden AG und dem St. Galler Rheintal SG. Laut BFS gibt es dort die höchste Konzentration an «Hightech»-Jobs. Mit der UBS wittert nun auch in der Finanzbranche ein erstes Unternehmen seine Chance abseits der Metropolen. So verlagert die UBS 450 Stellen nach Schaffhausen und 600 nach Biel BE.