Politiker fordern strengere Regeln für Auftragsvergabe
SBB lagern millionenteure Sanierung nach Deutschland aus

Ab 2020 lassen die SBB knapp 100 ihrer Personenzugwagen von der Deutschen Bahn sanieren. Politiker fordern nun strengere Regeln bei der Auftragsvergabe.
Publiziert: 19.08.2019 um 11:53 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2019 um 12:14 Uhr
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Die SBB führen seit 2017 umfassende Modernisierungsarbeiten an den Einheitswagen IV durch. Insgesamt werden 203 der 496 Einheiten für 90 Millionen Franken komplett überholt.
Foto: Keystone

Die SBB brauchen eine Frischekur: Seit 2017 führen sie deshalb umfassende Modernisierungsarbeiten an den Einheitswagen IV durch. Insgesamt werden 203 der 496 Einheiten für 90 Millionen Franken komplett überholt. Die Arbeiten an 93 Wagen haben die Bundesbahnen nach eigenen Angaben an die Deutsche Bahn vergeben.

«Vorbehalten einer zwanzigtägigen Beschwerdefrist wird die Deutsche Bahn die Arbeiten ab 2020 in ihren Anlagen von Wittenberge und Neumünster serienmässig ausführen», schreiben die SBB in einer Mitteilung. Ein weiterer Teil der Arbeiten – insgesamt 15 Wagen – wird seit einigen Monaten bei der Josef Meyer Rail AG in Rheinfelden AG ausgeführt.

«Die externen Vergaben waren notwendig, weil die SBB-eigenen Werke und Anlagen aufgrund der vielen gleichzeitig laufenden Fahrzeugmodernisierungen – so zum Beispiel IC2000 – und Revisionen bereits stark ausgelastet sind», begründen die SBB den Schritt ins Ausland.

Kritik aus der Politik

In der Politik sorgt die Vergabe für rote Köpfe. «Staatsnahe Betriebe haben eine besondere Verpflichtung, in der Schweiz Leistungen einzukaufen und die Industrie zu unterstützen», sagt CVP-Nationalrat Martin Candinas im Gespräch mit «20 Minuten».

Dass die SBB Leistungen ins Ausland vergebe, sieht Candidas kritisch. «Das muss eine Ausnahme bleiben. Es darf keine Strategie dahinterstehen, und es darf auch nicht aus Preisgründen geschehen.» Vergebe die SBB aus Sicherheitsgründen einen einzelnen Auftrag ins Ausland, könne das aber akzeptiert werden.

SP-Nationalrat Philipp Hadorn sagt laut dem Bericht, Vergaben ins Ausland seien eine Folge der bürgerlichen Mehrheit im Parlament. «Sie verweigert sich gesetzlichen Grundlagen, um ökologische und soziale Kriterien im Rahmen der Ausschreibungen fair zu berücksichtigen.» Gleichzeitig verkenne die SBB, dass inländische Anbieter oder eine Sanierung durch die SBB selbst bei Themen wie Qualität, Verfügbarkeit und Risiko besser abschneiden würden.

Modernisierung kostet Milliarden

SVP-Nationalrat Thomas Hurter sagt in dem Bericht, so lange es sich um sicherheitsrelevante Arbeiten handle, sehe er kein Problem bei einer Vergabe ins Ausland – auch wenn es besser wäre, wenn diese in der Schweiz durchgeführt würden.

Im Zeitraum von 2014 bis 2024 investierten die SBB nach eigenen Angaben rund 1,5 Milliarden Franken in die Modernisierung ihrer Flotte. Diese Arbeiten werden zu 97 Prozent durch SBB-eigene Werkstätten und in der Schweiz ausgeführt.

Im Rahmen der Modernisierung werden laut den SBB an den EW IV-Wagen Korrosionsstellen beseitigt und die Wagenkasten frisch lackiert. «Die Fahrgasträume der 1. und 2. Klasse erhalten neue Teppiche, teilweise werden die Ablagetischchen und Sitzpolster ausgetauscht», so die SBB.

SBB in der Krise

Die EW IV-Wagen stehen nach heutiger Planung noch bis in die 2030er-Jahre im Einsatz. Die Modernisierungsarbeiten an den 203 EW IV seien seit langem geplant gewesen und stünden nicht in Zusammenhang mit dem jüngsten Todesfall bei den SBB.

Die SBB stecken nach dem tragischen Tod eines Zugbegleiters in Baden AG – er wurde in einer defekten Türe eingeklemmt und zu Tode geschleppt – in einer tiefen Krise. Nach der Modernisierung in Deutschland führt die SBB in ihrem Werk in Olten eine planmässige Revision der Drehgestelle und der Klimaanlagen durch. Dabei werden laut SBB auch die Türen nochmals überprüft. (zas)

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