Eine kleine Änderung im Handelsregister macht es möglich: Die Bündner Geschäftsfrau Adriana Pianegonda hat ihren Laden in Chur wieder geöffnet. Sie verkauft Stoffwaren und andere Handarbeitsmaterialien an die lokale Bevölkerung, denn sie gilt nun ganz offiziell als Textil-Baumarkt. Als erster Textil-Baumarkt der Schweiz notabene.
Die «Südostschweiz» berichtet heute über den Fall. Pianegonda selbst beschreibt den Behörden-Trick auf der Webseite des Unternehmens und auf Facebook. «Gemäss Bundesratsbeschluss vom 16. April dürfen Baumärkte ihren Betrieb wieder aufnehmen», heisst es dort. Dies habe sie dazu veranlasst, den Handelsregistereintrag anzupassen.
Seit gestern ist der kleine Stoff-Laden von Pianegonda nun «offiziell und beglaubigt ein Textil-Baumarkt mit DIY-Shop». «Wir haben die Kontrolle der örtlichen Polizei bestanden und unser Sicherheitskonzept und die Sortimentsstruktur wurden von der Rechtsdienststelle akzeptiert», sagt die Unternehmerin.
«Nehmt Euer Strickzeug mit»
Dafür gibt es Applaus. Die Kundschaft lobt die Kreativität der Geschäftsfrau, die eigentlich immer Handarbeitslehrerin werden wollte. Ein Unfall mit 14 Jahren führte aber dazu, dass sich die linke Hand versteifte. Stricken war nur noch unter grossen Schmerzen möglich. Näharbeiten waren mühsam. Sie startete stattdessen eine Lehre als Biologielaborantin im Kantonsspital Chur.
Mit den Jahren und zwei Operationen besserte sich die Situation. Pianegonda aber reifte zur Geschäftsfrau. Sie eröffnete 1999 ihren Laden, stellte alsbald die erste Mitarbeiterin ein und präsidiert seit 2012 den Verband «Wolle Schweiz».
Jetzt führt sie also den ersten vollwertigen Textil-Baumarkt des Landes. Pianegonda startet die Wiedereröffnung mit kürzeren Öffnungszeiten. Sie weist darauf hin, dass nur fünf Personen im Laden erlaubt sind. «Für die Wartezeit vor dem Laden stehen Sitzgelegenheiten zur Verfügung», schreibt sie. «Nehmt Euer Strickzeug mit und überbrückt so die Wartezeit.» (ise)