Hoch über dem Untersee liegt das Schloss Eugensberg in Salenstein TG. Zu hören sind nur die Glocken von weidenden Schafen. Am Horizont glitzert der See in der Dezembersonne. Ein Paradies, aus dem keiner freiwillig auszieht.
Schlossherr Rolf Erb (65) dürfte allerdings zum letzten Mal hier Weihnachten feiern. Die Justiz sitzt ihm im Nacken. Das Konkursamt Thurgau hat eine Verfügung ausgestellt, die Erb zum Auszug auffordert. Ende Januar läuft die Frist ab.
Mit einem Rekurs versucht Erb, seine Zeit als Schlossherr zu verlängern. Die Gegenanwälte geben ihm aber kaum noch Chancen. «Ich gehe davon aus, dass der Strafvollzug in Kürze stattfinden wird», sagt Gläubigeranwalt Matthias Hotz zu BLICK.
Für Rolf Erb heisst das: Knast. Das Bundesgericht hat ihn im September 2015 wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Gläubigerschädigung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt.
Das Konkursamt hat alles eingeleitet für den Verkauf des Schlosses: «Den Verwertungsauftrag werden wir vergeben, sobald alle Vertragsdetails geklärt sind, was in Kürze der Fall sein wird», sagt Martin Wenk, Leiter des Thurgauer Konkursamtes.
Mit dem Verkauf wird ein Makler mit internationalem Netzwerk beauftragt. Auch die Reichen in Monaco, New York und Shanghai sollen mitbekommen, welches Schmuckstück im Thurgau zum Verkauf steht.
Eugensberg wurde 1819 von Eugène de Beauharnais (1781–1824) erbaut, einem Stiefsohn Napoleon Bonapartes (1769–1821). Später gelangte es in den Besitz der Fabrikantenfamilie Saurer aus Arbon TG. 1990 kaufte Erbs Vater Hugo (†85) das Anwesen.
Welchen Ertrag sie vom Verkauf erwarten, wollen die Gläubigervertreter nicht verraten. «Beim Schloss Eugensberg handelt es sich um ein spezielles, wunderschönes Liebhaberobjekt», sagt Wenk. «Der Markt wird zeigen, wie hoch sein Wert wirklich ist.»
Ebenfalls zur Konkursmasse gehören Rolf Erbs Oldtimer-Sammlung, weitere Liegenschaften, Aktien und Bargeld.
Als sich die Pleite 2003 abzeichnete, hatte Erb sämtliche Vermögenswerte seiner Frau und den damals zehn Monate alten Zwillingen überschrieben. So sollten sie vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt werden. Diese prozessierten aber mit Erfolg gegen den Trick.
Einen hohen zweistelligen Millionenbetrag könnte die Verwertung abwerfen. Ein schöner Batzen, aber doch nur ein Trinkgeld im Vergleich zum Erb-Debakel: Die Schulden betragen total sechs Milliarden Franken.