Pleite im Berner Oberland
Sesselbahn im Kiental ist konkurs

Die Bilanz ist deponiert: Im Kiental steht der Lift still. Zum Schluss fehlte eine wichtige Finanzspritze.
Publiziert: 15.06.2020 um 16:42 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2020 um 16:10 Uhr
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Das Kiental im Berner Oberland ist beliebt bei Wanderern.
Foto: Blick

Die Sportbahnen Kiental sind finanziell am Ende. Nachdem die Stimmberechtigten dem Unternehmen eine Finanzspritze verweigerten, hat die Sesselbahn Kiental-Ramslauenen ihre Bilanz deponiert.

Unerwartet kommt das Ende nicht. Das Unternehmen steckte bereits seit einiger Zeit finanziell in engen Hosen. Zu schaffen machten den Bahnverantwortlichen unter anderem die schneearmen oder sturmreichen Winter sowie stetig steigende Anforderungen in der Tourismusbranche.

Die Ramslauenen auf 1400 Meter ist im Winter ein überschaubares Ski- und Schlittelgebiet und im Sommer ein Wandergebiet. Bei der Bergstation der Bahn befindet sich ein einfaches Berggasthaus. Mit den weitläufigen Skigebieten höher oben im Berner Oberland konnte die kleine Bahn mit Skilift nie konkurrieren. Vielmehr galt sie als Geheimtipp und Familienskigebiet.

150'000 Franken fehlten

Als der Bahn vergangenen Winter das Wetter und die Coronapandemie einen dicken Strich durch die Rechnung machten, ersuchten die Verantwortlichen bei der Gemeinde Reichenbach, zu der das Kiental gehört, um finanzielle Unterstützung.

Ein einmaliger Betrag von 150'000 Franken zur Sicherung der Liquidität sowie ein Schuldenverzicht in der Höhe von 300'000 Franken hätte die Gemeinde leisten müssen. Dazu wäre auch noch ein jährlicher Betriebsbeitrag von 150'000 Franken gekommen.

Doch die Gemeinde winkte ab mit Verweis auf ein Minus von einer halben Million Franken in der Gemeinderechnung 2019. Dazu kämen noch sinkende Steuereinnahmen aufgrund der Coronakrise. Der Gemeinderat empfahl deshalb den Stimmberechtigten die Ablehnung der Finanzspritze. Am 7. Juni folgten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern dieser Aufforderung.

Das fatale Nein

Bereits vor der Abstimmung hatten die Bahnverantwortlichen klargemacht, dass ein Nein zur Finanzspritze das Aus der Bahn zur Folge haben würde. Nach dem Nein an der Urne hätte einzig ein privater Investor noch Abhilfe schaffen können, doch ein solcher fand sich nicht, wie das Regionaljournal Bern, Freiburg, Wallis am Montag unter Berufung auf eine Mitteilung der Sportbahnen AG mitteilte.

Die Unternehmensverantwortlichen haben laut Mitteilung auch die Möglichkeit einer Nachlassstundung diskutiert. Eine solche hätte aber vor dem Nachlassrichter kaum Chancen gehabt, da die langfristige finanzielle Unabhängigkeit der Bahn nicht gesichert gewesen wäre. Darum hat der Verwaltungsrat «den schmerzlichen Entschluss gefasst», die Bilanz per 15. Juni 2020 zu deponieren und sämtliche Tätigkeiten per sofort einzustellen

Welche Auswirkungen die Einstellung der Bahn auf den Tourismus in der Region habe, werde sich nun zeigen müssen, schreiben die Sportbahnen in ihrer Mitteilung weiter. (SDA/ise)

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