Nein, es ist weder der Kanton Bern, Aargau, Zürich noch einer der beiden Basel, in denen der ÖV 24 Stunden fährt. Es ist eine Region im Kanton Graubünden, wo der öffentliche Verkehr seit einem Monat auch wochentags fast 24 Stunden pro Tag unterwegs ist. Das melden die Zeitungen von CH Media.
Bei dieser «Deutschschweizer Premiere», wie es heisst, fahren Kleinbusse bis 4 Uhr morgens in der Region Lenherheide-Albula. In den Gemeinden rund um Tiefencastel und Lenzerheide können Fahrten auch kurzfristig reserviert werden. Für die Benützung in der Nacht wird kein Zuschlag verlangt.
«Echte Alternative zum Privatauto»
Vorerst gelte der Rund-um-die-Uhr-Betrieb bis Ende der Wintersaison Mitte April. Laut Thierry Müller, Leiter öffentlicher Verkehr beim Kanton Graubünden, stehe sein Amt bereits mit weiteren Gemeinden in Kontakt: «Wenn der öffentliche Verkehr eine echte Alternative zum privaten Auto sein will, dann müssen wir möglichst viele Mobilitätsbedürfnisse abdecken», so Müller.
Das ganztägige Angebot wird sowohl von Touristen als auch Mitarbeitenden von Betrieben geschätzt, die bis spät in der Nacht geöffnet sind.
Bündner Pionierrolle
Die Bündner Pionierarbeit ruft offenbar auch weitere Kantone auf den Plan. Wie CH Media berichtet, prüft auch der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV), der den öffentlichen Verkehr im Kanton Zürich regelt, «ob ein Nachtnetz an einzelnen oder allen Wochentagen funktionieren könnte».
Möglich sei auch der Einsatz von Rufbus-Systemen in der Stadt Zürich. Zunächst aber, heisst es weiter, soll das Nachtnetz an den Wochenenden ausgebaut werden – etwa mit zusätzlichen Nacht-S-Bahnen zwischen Zürich und Aarau und Zürich und Olten.
Demnach wollen auch die Kantone Bern, Aargau, Basel-Stadt und St. Gallen ihr Nachtnetz in den Wochenendnächten ausbauen. Für einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb unter der Woche sähen sie aber keinen Bedarf. Schon an Wochenenden seien viele Nachtangebote des ÖV schwach ausgelastet, bei einem tieferen Kostendeckungsgrad als tagsüber. (kes)