Die ABB braucht nun offenbar die volle Aufmerksamkeit des Firmenchefs. Dieser heisst seit dem Rücktritt von Ulrich Spiesshofer(55) Mitte April (BLICK berichtete) Peter Voser (61) und führt den Konzern als CEO und Verwaltungsratspräsident in Personalunion. Daneben sass Voser auch noch im Verwaltungsrat (VR) des Pharmariesen Roche - bis jetzt. Dieses Amt gibt der Aargauer nun auf Ende Monat ab.
Das lässt vermuten, dass sich die Suche nach einem Nachfolger für Ulrich Spiesshofer schwieriger gestaltet als bisher angenommen. Und einiges länger dauern könnte. Die Suche hat im April mit dem Rücktritt Spiesshofers begonnen, einen genauen Zeitraum für die Verkündung eines Nachfolgers wollte ABB nicht definieren.
Spekulation über Namen
In Börsenkreisen wird immer wieder über mögliche Nachfolger spekuliert. Wie «cash.ch» schreibt, wurden neben Sulzer-Chef Greg Poux-Guillaum (49) auch schon Börje Ekholm (56) von Ericsson oder Volvo-Chef Martin Lundstedt (52) als mögliche Kandidaten gehandelt. Namen von internen Kandidaten haben bis jetzt noch nicht die Runde gemacht.
Doch noch etwas anderes könnte nach der vollen Aufmerksamkeit von Interims-Firmenchef Voser verlangen: Auch nach dem Verkauf des Stromnetzgeschäfts an die japanische Hitachi geben aktionistische Aktionäre keine Ruhe. Allen voran Artisan Partners, die seit Mitte April etwas mehr als drei Prozent der ABB-Aktien halten.
Weiter Aufspaltung von ABB gefordert
Einmal mehr fordert David Samra, der Investmentchef des Artisan International Value Fund, in einem Interview eine fundamentale Neuausrichtung des schwedisch-schweizerischen Technologiekonzerns.
Die Veräusserung der Power Grids ist für Samra nur der erste Schritt. «Nun erwarten wir, dass als nächster Schritt eine weitere Aufteilung von ABB in zwei oder vielleicht sogar drei separate Unternehmen folgt», sagte Samra am Dienstag gegenüber dem Online-Portal «The Market NZZ».
Am sinnvollsten erscheine ihm eine Aufteilung in die Bereiche Elektrifizierung und Fabrikautomation. Die Aktivitäten im Bereich Automation sollten zusammengehalten werden und das Management sollte dort Prioritäten setzen, wo ABB über klare Wettbewerbsvorteile verfüge, so der Investmentchef weiter.
Nur schon diese Gespräche mit den Investoren erfordern einiges an Zeit. Zusammen mit der Suche nach einem neuen Konzernchef, der ABB in die Zukunft führen soll, bleibt offenbar keine Zeit mehr für den Einsitz im VR des Pharma-Riesen Roche.