Patron Peter Spuhler (62) dürfte sich freuen. Sein Zugbauer Stadler Rail hat im vergangenen Jahr die Corona-Krise durchaus zu spüren bekommen. Das Ostschweizer Unternehmen fuhr weniger Umsatz und Betriebsgewinn ein. Aber: Der Reingewinn stieg!
Insgesamt erzielte Stadler einen Umsatz von 3,08 Milliarden Franken, wie der Bahnhersteller am Donnerstag in einem Communiqué bekannt gab. Das sind 4 Prozent weniger als im Vorjahr.
Damit hat Stadler in den vergangenen Monaten wieder aufgeholt, nachdem die Ostschweizer im ersten Semester von der Corona-Krise arg gebremst worden waren. Der Umsatz war damals um 16 Prozent eingeknickt, der Betriebsgewinn (EBIT) war gar um 90 Prozent abgestürzt.
Spuhler gelingt der Turnaround
Im ersten Halbjahr war es aufgrund der Pandemie zu Unterbrüchen in den Lieferketten gekommen. Zudem waren aufgrund behördlicher Vorgaben einzelne Werke entweder temporär geschlossen oder mussten vorübergehend ihre Produktionskapazität reduzieren. Zudem waren die Reisen der Mitarbeiter eingeschränkt, was die Zulassungen und Fahrzeugabnahmen behinderte.
«Die negativen Auswirkungen der Corona-Krise aus dem ersten Halbjahr 2020 haben sich im zweiten Semester leicht normalisiert» schreibt Stadler. Insgesamt erzielte der Konzern im Geschäftsjahr 2020 einen operativen Gewinn von 156,1 Millionen Franken nach 193,7 Millionen Franken vor zwölf Monaten. Das ist noch ein Rückgang von 19 Prozent.
Der Patron verzichtet auf Lohn
Bemerkenswert ist weiter die Tatsache, dass Stadler-Patron Spuhler auf seinen Lohn als interimistischer CEO verzichtet. Hintergrund: Nachdem der ehemalige Konzernchef Thomas Ahlburg im Mai das Unternehmen verlassen hatte, übernahm Spuhler wieder das Steuer des Zugherstellers. Grund für den Abgang waren Differenzen über die Weiterentwicklung von Stadler.
«Der heutige Verwaltungsratspräsident verzichtet im Berichtsjahr in seiner Funktion als CEO auf eine fixe und variable Vergütung», heisst es im Geschäftsbericht. Spuhler kassierte aber immerhin noch 300'000 Franken für seine Tätigkeit als Verwaltungsratspräsident.
Analysten-Erwartung übertroffen
Unter dem Strich konnte Stadler indes den Reingewinn auf 138,4 Millionen Franken steigern, nachdem im Vorjahr noch 128,5 Millionen eingefahren worden waren. Damit hat Stadler Rail die Erwartungen der Analysten übertroffen.
Die Aktionäre sollen eine Dividende von 0,85 Franken pro Titel erhalten. Vor einem Jahr waren 1,20 Franken pro Aktie ausgeschüttet worden.
2020 erfolgten Bestellungen in Höhe von 4,33 Milliarden Franken. Damit liege der Bestellungseingang erwartungsgemäss rund 15 Prozent unter dem ausserordentlich hohen Vorjahreswert von 5,1 Milliarden Franken, schrieb Stadler. Es habe keinen Nachfrageeinbruch gegeben. «Es kam weder zu Stornierungen laufender Aufträge, noch wurden Ausschreibungen ausgesetzt.» Die Auftragsbücher schwollen auf 16,1 Milliarden Franken an.
Das sind die Ziele
Im neuen Jahr 2021 will Stadler einen Umsatz von 3,5 bis 3,8 Milliarden Franken erzielen. Der Auftragseingang solle rund 4 bis 5 Milliarden Franken erreichen. Unter diesen Voraussetzungen erwartet Stadler im laufenden Geschäftsjahr eine EBIT-Marge von über 6 Prozent.
Zur Bereitstellung der benötigten Kapazitäten rechnet Stadler 2021 mit Investitionen von circa 200 Millionen Franken, wie es weiter hiess. Für das laufende Jahr wird mit einem positiven Free Cashflow gerechnet. Die Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von circa 60 Prozent des Nettoergebnisses sowie die mittelfristigen Finanzziele einer EBIT-Marge von 8 bis 9 Prozent ab dem Jahr 2023 werden weiterhin bestätigt. (nim/SDA)