Die Bombardier-Doppelstockzüge sorgen nicht nur in der Schweiz für Kopfschütteln. Auch Deutschland hat eine ausgewachsene Zug-Krise. Die Deutsche Bahn verweigert sogar die Abnahme von noch ausstehenden 25 Zügen!
Um das Problem zu lösen, kauft das Unternehmen Züge aus zweiter Hand, klatscht 400 Kilo Farbe drauf und lässt die Waggons auf der Intercity-Strecke rollen. Die Gebrauchtwagen stammen vom Schweizer Hersteller Stadler Rail.
17 solcher Second-Hand-Züge hat die Deutsche Bahn gekauft, wie die «Welt» berichtet. Doppelstöckig. Sie waren bislang auf dem österreichischen Netz unterwegs. Neun Exemplare rollen bereits ab Anfang März auf der Strecke zwischen Rostock, Berlin und Dresden.
Stadler-Züge sind «heiss begehrt»
Beim Personal stehen die Stadler-Züge hoch im Kurs. «Die Dienste auf diesen Zügen sind heiss begehrt», sagt ein deutscher Lokführer zur Zeitung.
Der Grund: Während das Betriebssystem der Bombardier-Züge «ständig» abstürze, punkte Stadler mit Zuverlässigkeit. Das Hochfahren der Software sei in wenigen Minuten erledigt.
Stadler Rail hat die Doppelzüge erst 2017 für die österreichische Westbahn gebaut. Normalerweise kommen solche gebrauchten Züge gar nicht auf den Markt. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn sind die Züge derzeit im Durchschnitt 23 Jahre alt.
27 Dosto auf dem Schweizer Netz
Die gebrauchten Stadler-Züge schaffen bis zu 200 Kilometer pro Stunde und beschleunigen in 30 Sekunden von null auf 100 – «ein raketenartiger Wert für ein Schienenfahrzeug», sagt ein Bahnmanager zur «Welt».
In der Schweiz lieferte Bombardier bisher 27 FV-Dosto-Züge an die SBB aus. Bis im Sommer 2021 soll gemäss Bombardier die ganze Flotte von 62 Zügen auf die Schiene kommen.
Wegen der Pannenanfälligkeit können die Züge noch nicht wie geplant als Intercity auf der Paradestrecke St. Gallen–Genf eingesetzt werden. Immerhin hat sich vergangenes Jahr die durchschnittliche Reichweite zwischen zwei Pannen von 1385 auf 7067 Kilometer verbessert – Stand Januar 2020.