Peter Kurer über Marcel Ospel
«Er hat die moderne UBS gebaut»

Marcel Ospel war eine Galionsfigur im Swiss Banking. Sein Weggefährte Peter Kurer erinnert sich – und findet nur gute Worte über den vielleicht umstrittensten Banker der letzten Jahrzehnte.
Publiziert: 27.04.2020 um 09:14 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2020 um 10:12 Uhr
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Peter Kurer (l.) und Marcel Ospel: 2008 vereint im Verwaltungsrat der UBS.
Foto: Philippe Rossier
Christian Kolbe

Peter Kurer (70) löste mitten in der Finanzkrise Marcel Ospel (†70) im April 2008 als Verwaltungsratspräsident an der Spitze der UBS ab. Als Jurist und Wirtschaftsanwalt war er seit 2002 Mitglied der UBS-Konzernleitung. Er kannte Ospel gut, war ein enger Weggefährte von ihm – einer, der Ospel auch immer gegen alle Anfeindungen verteidigte.

Nach Ospels Tod sagt Kurer zu BLICK: «Das ist eine sehr traurige Nachricht. Ich habe ihn gut gemocht. Er war ein Topmanager, der vor allem auf Leistung und Verdienste geschaut hat und weniger auf Seilschaften.»

Ospel startete einst als Lehrling. Sein erster Monatslohn: 110 Franken. Sein letzter Lohn als Präsident: eine zweistellige Millionensumme. Unter anderem deswegen war er einer der umstrittensten Banker der letzten Jahrzehnte.

Bäckerssohn aus Basel

Kaum einer prägte den Schweizer Finanzplatz stärker. Ospel war eine Galionsfigur. Ein Mann der grossen Deals. Das sagt auch Kurer: «Marcel Ospel ist der Mann, der die moderne UBS gebaut hat. Eine Bank, die heute zu den stärksten in Europa gehört.»

Der Privatmann Ospel dagegen war ein begeisterter Fasnächtler. Sechsfacher Vater. Drei Mal verheiratet. Ein Bäckerssohn aus Basel, der es bis an die Spitze geschafft hat. Bis zur Finanzkrise hielt er sich im Sattel der grössten Schweizer Bank. Er überstand mehrere Machtproben.

Es folgte der finanzielle Lockdown. Die Banken verloren das Vertrauen ineinander. In den Bilanzen türmten sich die Milliardenverluste. Eine Pleite reihte sich an die andere. Die UBS wurde vom Staat gestützt. Kurer war da erst wenige Monate im Amt.

Kurer und die Krise

Ospel war der Wegbereiter des Notstands. Unter seiner Ägide blähte die UBS ihre Bücher auf. Sein Tatendrang machte die UBS zum grossen Player in den USA. Als in Nordamerika die ersten Kreditinstitute kollabierten, war die UBS voll im Fahrtwind. Es war das Ende von Ospels Karriere.

Kurer aber bricht zum letzten Mal eine Lanze für seinen Weggefährten. «Gerade auch in der heutigen Zeit zeigt es sich, dass Krisen – wie auch damals die Finanzkrise – von aussen kommen», sagt der 70-Jährige rückblickend.

Kurer übergab nach einem Jahr an Kaspar Villiger. Der Alt Bundesrat präsidierte die UBS bis 2012. Seither ist Axel Weber an der Spitze des Bank-Giganten.

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