Personalexperte rät Frauen, ihre Männer in die Pflicht zu nehmen
So klappts mit Kind und Karriere

Als Stabschef bei der Credit Suisse ging es Werner Raschle zu harzig voran mit der Gleichstellung der Frauen. Jetzt, wo er selber tageweise seine Kindern betreut, befördert der Kadervermittler auch Mütter in Führungspositionen. Es sei nur eine Frage der Organisation.
Publiziert: 11.06.2019 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2019 um 10:55 Uhr
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Sandoz-Schweiz-Chefin Rebecca Guntern Flückiger (47): «Wenn ich in der Schweiz bin, stehe ich morgens früh auf. Wie andere berufstätige Mütter auch. Dann mache ich den Kleinen für den Kindergarten fertig, bringe ihn hin und fahre danach ins Büro», sagte sie in einem SonntagsBlick-Interview. Ihre Tage seien eng getaktet, aber es sei ihr wichtig, dass sie bei ihrem Sohn sein kann. Eine detaillierte Abstimmung der Familien- und Karrierepläne mit dem Partner sei essenziell, betont sie.
Foto: Thomas Meier
Claudia Gnehm

Werner Raschle (55) musste es erst selbst erfahren, bevor er eingestand: «Ein Tag mit den Kindern ist viel strenger als ein Tag bei der Arbeit.» Seit der Familienvater und Inhaber des Kader- und Fachspezialistenvermittlers Consult & Pepper tageweise nach seinen Kindern (2 und 5) schaut, ist er zu dieser Einsicht gekommen. Dank eigener Erfahrung wisse er nun, wie stark Eltern darauf angewiesen seien, die Kinder etwa am Abend rechtzeitig von der Kita abholen zu können, und dass sie Flexibilität brauchten, wenn ein Kind krank sei.

Gleichzeitig weiss er aber auch, was Mütter leisten und wie sie sich in Führungspositionen organisieren können. Kürzlich habe er eine Angestellte befördert, die Zwillinge erwartet, erzählt er. «Meine Frau sagte, dass sie alles andere verwundert hätte», sagt er. Mit solchen Personalentscheiden gewinne er Respekt im Kreis von aktuell und künftig berufstätigen Eltern. Er selber findet diejenigen Männer progressiv, die Teilzeit ihre Kinder betreuen.

Wiedereinstieg nach sechs bis neun Monaten

Raschle ist überzeugt: Die Wirtschaft würde sich verändern, wenn mehr Männer ihre Kinder hüten würden. «Die Frauen müssen Papi-Zeit von den Männern aber einfordern und diskutieren, bevor sie heiraten», betont er. Der Mann, der einst bei der Grossbank Credit Suisse Diversity-Projekte umsetzen musste, aber zum Schluss kam, dass diese «zu wenig veränderten», hat klare Vorstellungen für den Wiedereinstieg von Müttern in Führungspositionen.

Nach sechs bis neun Monaten Babypause könnten Frauen wieder zu 60 bis 80 Prozent einsteigen. Zu lange warten mit dem Wiedereinstieg sei kontraproduktiv: Nach fünf Jahren Abwesenheit habe man an Marktwert verloren. Optimal sei es, wenn Frauen in der Führung einen Stabschef oder Assistenten hätten. «Das ist nur eine Frage der Organisation.» Co-Führungen seien dagegen mühsam für alle. Natürlich kosteten Teilzeitstellen mehr. Aber Rückkehrerinnen seien meistens sehr motiviert, dankbar und langfristig orientiert.

Transparentes Lohnsystem

«Allerdings müssen die Frauen selber mit Ideen kommen, wie sie sich nach dem Mutterschaftsurlaub organisieren wollen», findet er. Fast schon wie ein Kinderspiel hört sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei Führungsfrauen wie Ems-Chefin Magdalena-Martullo (49), BKW-Chefin Suzanne Thoma (57) und Ex-ABB-Chefin Jasmin Staiblin (49) an. Sie arbeiteten auch mit Kleinkindern 100 Prozent weiter, konnten sich aber dank ihres guten Lohns auch eine Rundum-Betreuung mit Nanny leisten.

Um die Gleichstellung zwischen Mann und Frau beim Lohn sicherzustellen, führte Werner Raschle bei seinen 32 Angestellten ein transparentes Lohnsystem ein. Er gehe davon aus, dass Arbeitgeber kein Interesse hätten, Frauen weniger zu bezahlen, betont er.

Einverstanden mit Teilnahme am Frauenstreik

Frauen würden aber anders verhandeln. Für Männer habe der Lohn beim Jobwechsel viel mit Status zu tun. Für Frauen stünde dagegen der Sinn der Arbeit im Vordergrund. Er gibt Frauen einen wichtigen Tipp mit auf den Weg. Beim Einstellungsgespräch sollten Frauen unbedingt Folgendes festhalten: «Ich gehe davon aus, dass ich korrekt bezahlt werde, und dass ich nicht in sechs Monaten herausfinde, dass ein Kollege mehr verdient für dieselbe Arbeit.» Das setze Arbeitgeber automatisch unter Druck.

Wenn seine Mitarbeiterinnen am Frauenstreik teilnehmen würden, habe er kein Problem. «Sie sind so gut, dass ich nicht auf die Idee käme, Sanktionen zu ergreifen - mich würde aber interessieren, wieso sie streiken.»

Das läuft am 14. Juni – und schon jetzt

Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.

Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.

Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»

In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.

Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.

Eine Übersicht über die Veranstaltungen in den Kantonen finden Interessierte hier: https://frauenstreik2019.ch/de/startseite-2/kollektive/

Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.

Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.

Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»

In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.

Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.

Eine Übersicht über die Veranstaltungen in den Kantonen finden Interessierte hier: https://frauenstreik2019.ch/de/startseite-2/kollektive/

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