Perosa-Chef Roger Schärer
«Victoria's Secret ist Ramsch»

Letzte Nacht schickte Victoria's Secret zum 20. Mal seine Engel über den Laufsteg. Dessous-Händler Roger Schärer (56) findet die Marke völlig überschätzt, wie er im Gespräch mit Blick.ch sagt.
Publiziert: 11.11.2015 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:03 Uhr
Interview: Philipp Albrecht
«Die Frau will ihren BH nicht im Internet kaufen»: Perosa-CEO Roger Schärer.
Foto: zvg

Herr Schärer, steigt bei Ihnen der Absatz, wenn in den USA jeweils die Victoria’s-Secret-Models über den Steg laufen?
Überhaupt nicht. Die Sache mit Victoria’s Secret wird immer so hochstilisiert. Deswegen kommt bei uns keine einzige Frau in den Laden. Aber ich freue mich natürlich immer, wenn über Unterwäsche geschrieben wird.

Warum kann man eigentlich bei Persoa keine Victoria’s-Secret-Produkte kaufen?
Die Marke ist total überschätzt. Die leben ja vor allem von Accessoires und Give-Aways. Die Unterwäsche spielt da nur noch eine Nebenrolle. Die Show ist ja toll, aber die Produkte sind Ramsch. Unsere Ware ist da auf einem ganz anderen Niveau. Die Unterwäsche von Victoria’s Secret ist synthetisch und kratzt vielen Frauen auf der Haut. Ausserdem hat die Marke kein grosses Interesse, mit seinen Dessous die Schweiz zu erobern.

Man hat den Eindruck, das Angebot an Dessous ist in den letzten Jahren sehr stark angestiegen. Stimmt das?
Ihr Eindruck täuscht nicht. Es sind einige neue Labels auf den Markt gekommen. Das Angebot ist deutlich höher als noch vor ein paar Jahren. Aber bei den grössten Anbietern –  das sind neben uns Beldona, Migros, Coop, Manor und Globus – ist das Sortiment nicht sehr viel grösser geworden.

Spüren Sie etwa eine Aldisierung des Dessous-Markts?
Man sieht schon vermehrt Dessous in den Ramschecken von Billiganbietern. Aber Stückmässig ist der Verkauf stabil geblieben. Ich habe nur darum weniger in der Kasse, weil der Euro so viel an Wert verloren hat und dadurch die Preise gefallen sind.

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Vita Sidorka zeigt auf dem Laufsteg ihre durchtrainierten Beine.
Foto: Getty Images

Wieviel geben Schweizerinnen und Schweizer pro Jahr für Dessous aus?
Dieser Wert sinkt, eben auch wegen der Währung. Es gibt bei uns zum Beispiel einen BH der Marke Marie Jo, der vor fünf Jahren noch 150 Franken kostete und heute nur noch 100 Franken. Die Schweizerin kauft pro Jahr nur gerade 1,7 BHs. In Frankreich und Italien sind es mehr als vier.

Wie stark sind Sie vom Weihnachtsgeschäft abhängig?
Nicht mehr so stark wie vor zehn Jahren. Es ist ein bisschen wie beim iPhone: Die Konsumenten wollen die Ware dann kaufen, wenn sie neu auf den Markt kommt. Der Dezember kommt bei uns umsatzmässig erst an vierter Stelle nach Mai, Juni und Juli. Im Dezember wird halt inzwischen viel im Ausverkauf verramscht.

Dann spielt bei Ihnen das Wetter eine Rolle?
Ja, immer. Dieses Jahr haben wir Bademode verkauft wie seit Jahren nicht mehr. Auch  Dessous gehen im Frühling besser weg. Unterwäsche probiert man lieber an, wenn man nicht zu viele Kleider trägt.

Ihr Online-Shop ist ziemlich reduziert. Haben Sie den Umstieg ins Internet verpasst oder spielt das bei sexy Unterwäsche überhaupt keine Rolle?
Ich bin überzeugt, dass die Frau ihren BH nicht im Internet kaufen will. Ich arbeitete früher in einem Versandhaus. Dort kam 80 bis 90 Prozent der Ware jeweils zurück. Das lohnt sich langfristig einfach nicht. In der Schweiz finden Sie nur wenig Unterwäsche in Online-Shops. Wir verkaufen etwa einen BH pro Woche.

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