Pensionäre kassieren 2,2 Milliarden zu viel
Rentenklau an den Jungen

Weil die Politik schläft, wird die aktive Generation um einen Teil ihrer Ersparnisse gebracht. Jährlich subventionieren die Jungen die Alten mit Milliardenbeträgen.
Publiziert: 10.09.2016 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:43 Uhr
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Jetzt ist es amtlich: Allein bei den Lebensversicherungen flossen letztes Jahr 2,2 Milliarden von den Beitragszahlern zu den Beitragsempfängern.
Foto: MARTIN RUETSCHI
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Jetzt ist es amtlich: Allein bei den Lebensversicherungen flossen letztes Jahr 2,2 Milliarden von den Beitragszahlern zu den Beitragsempfängern.
Foto: MARTIN RUETSCHI
Guido Schätti

2241 Millionen Franken. Mit diesem Betrag hat die aktive Bevölkerung im vergangenen Jahr die Renten der Pensionierten subventioniert. Dies geht aus dem jüngsten Bericht der Finanzmarktaufsicht (Finma) über die BVG-Versicherungen hervor. Die 2,2 Milliarden Franken machen 8 Prozent des Deckungskapitals für Altersrenten aus.

Eigentlich sollten die Zahler in der zweiten Säule ihre Beiträge nach der Pensionierung in Form von Renten wieder zurückerhalten. Doch das System ist seit Jahren aus dem Lot. Die Parameter, welche die Politik vorgibt, stammen aus dem Jahr 1990 und stimmen längst nicht mehr mit der Realität überein.

Damals war die durchschnittliche Lebenserwartung tiefer, und die Zinsen waren höher. Folge: Die Ersparnisse der heutigen Pensionäre reichen nicht, um ihre Renten zu zahlen. Deshalb bleibt den Versicherungen nicht anderes übrig, als das Geld der heutigen Sparer anzuzapfen.

Tatsächlicher Rentenklau könnte 10 Milliarden betragen

Die 2,2 Milliarden, welche die BVG-Versicherungen von jung zu alt umschaufeln, sind nur die Spitze des Eisberges. Denn die Lebensversicherungen decken nur 20 Prozent des Marktes ab. Die Situation der Pensionskassen ist aber kaum besser. Tatsächlich dürften also rund 10 Milliarden Franken umverteilt werden.

Schuld an diesem Schlamassel sind wir alle. Am 7. März 2010 lehnte eine Mehrheit von 73 Prozent die Anpassung des Renten-Umwandlungssatzes an die gestiegene Lebenserwartung ab. Die Gewerkschaften und der K-Tipp hatten das Referendum ergriffen und unter dem Schlagwort «Rentenklau» eine populistische Kampagne geführt.

Das Geld versickere bei den Versicherungen, behaupteten sie. Heute ist klar: Das Nein öffnete Tür und Tor für einen viel grösseren Rentenklau. Die Leidtragenden sind die Arbeitnehmer. Mit ihren Ersparnissen in der 2. Säule werden heute die Renten der Pensionierten bezahlt.

«Kolossale Fehlleistungen» der Politiker

Seit der Abfuhr vor sechs Jahren hat die Politik das heisse Eisen nicht mehr angepackt. Der nächste Anlauf ist die Altersreform 2020. Doch bis diese in trockenen Tüchern ist, kann es noch Jahre dauern. Die «Neue Zürcher Zeitung» fordert deshalb eine Tempoverschärfung.

Der Finma-Bericht biete sich «als Pflichtlektüre für Parlamentarier an, denn deren Fehlleistungen sind kolossal». Der Fehler solle mit einem Parlamentsbeschluss aus der Welt geschafft werden, regt die Zeitung an.

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