Keine Frage: Bakterien lauern überall. Aber müssen die SBB unbedingt einen neuen Keim-Träger einführen? Aus der Sicht vieler Pendler haben sie mit der Lancierung des SwissPass letzten Sommer genau das getan. Neu kann man die Karte nicht mehr einfach hinhalten. Der Kontrolleur muss sie in die Hand nehmen und direkt an das Lesegerät halten.
Das hat viele Pendler verärgert: «Virenschleuder der übelsten Art!», liest man in Onlineportalen, «Wo bleibt da die Hygiene?»
Gerade im Winter, wenn es von Grippe- und Durchfall-Viren nur so wimmelt, würden viele SBB-Kunden die Karte lieber nicht dem Zugbegleiter übergeben.
Offenbar muss man das auch nicht, wenn man nicht will. Auf Anfrage sagt SBB-Sprecher Oliver Dischoe: «Sollte es tatsächlich dem Wunsch eines Passagiers entsprechen den SwissPass aus diesem Grunde selber an das Kontrollgerät zu halten, würde dies der Zugbegleiter im Einzelfall ermöglichen.»
Hände weg von der Nase!
Dischoe bestreitet allerdings, dass dies überhaupt gewünscht werde: «Uns sind bisher keine Fälle von Passagieren bekannt, die einem Zugbegleiter aus Furcht vor einer Grippeansteckung die Übergabe des SwissPass zur Kontrolle verweigert haben.»
Fakt ist: Der SwissPass fördert den Kontakt mit Keimen. «Die Gefahr, dass Viren übertragen werden, ist hier sicher grösser als bei der alten GA-Karte und vergleichbar mit normalen Papierbilletten», sagt Hugo Sax, Infektiologe am Unispital Zürich. «Auf solchen Oberflächen können Keime kurze Zeit überleben. Wenn man die Karte anfasst und sich an der Nase berührt, können Viren übertragen werden.»
Allerdings relativiert Sax: «Viren überleben auf vielen Oberflächen im Zug, sei das auf Armlehnen oder an Türen.» Dabei spielt die Feuchtigkeit eine wichtige Rolle. Es gilt: Je feuchter die Oberfläche, desto länger überleben Bakterien und Viren. (alp)