Mit wachem Blick, braungebrannt und durchtrainiert steht er da, der neue starke Mann bei Raiffeisen. Am Mittwoch noch hat Patrik Gisel (53) mit seinem Vorgänger Pierin Vincenz (59) ein gutes Glas Wein getrunken. «Es war ein emotionaler Abschied an seinem Letzten.» Gestern präsentierte Gisel in Zürich eine Immobilienstudie. Souverän. Als hätte er nie etwas anderes gemacht.
«Ich stehe gerne hin, das entspricht meinem Naturell», sagt der neue Raiffeisen-Chef. Viel habe sich für ihn ohnehin nicht geändert. Seit Mai habe er in der Geschäftsleitung der Raiffeisen-Gruppe mehr und mehr die Führung übernommen. «Aber klar, jetzt stehe ich in der Öffentlichkeit. Und ab heute zählt nur meine Unterschrift, das ist neu für mich», sagt der Chef der drittgrössten Schweizer Bank mit fast 11'000 Angestellten und über 1000 Filialen.
Gisel will den Wachstumskurs seines Vorgängers weiterführen. Auch im Kerngeschäft Hypotheken. «In den Agglomerationen haben wir noch viel Potenzial», sagt er. Angst vor einem Immobilien-Crash hat er nicht. «Im Schweizer Markt gibt es weder Krise noch Blase. Wir sind bei den Hypotheken solid aufgestellt», verkündet er. Raiffeisen ist der grösste Finanzierer von privatem Wohneigentum in der Schweiz.
In der Freizeit hat Gisel eine Schwäche für Motoren: Er besitzt ein zweimotoriges Sportflugzeug. Und drückt auch in seinem Porsche gerne mal aufs Gas. «Natürlich nur auf der Rennstrecke!» Dem passionierten Triathleten ist klar, dass diese zeitintensiven Hobbys nur zweite Priorität haben werden.
Aufs Joggen will er aber nicht verzichten. «Nach drei Tagen ohne Sport werde ich kribbelig. Ich kann beim Joggen gut Stress abbauen. Die besten Ideen kommen mir oft beim Laufen», sagt er.
Eine Trainingsgruppe mit CS-CEO Tidjane Thiam (53), der in der Nähe an der Zürcher Goldküste wohnt, sei aber nicht geplant. «Joggt der überhaupt?», fragt Gisel und lacht. Er will sich auch am ersten Arbeitstag als Raiffeisen-CEO die Laufschuhe schnüren. «Ich gehe auch um 22 Uhr joggen, das macht mir nichts aus.»