Der Erfindergeist ist ungebrochen, in der Schweiz sprudeln die Ideen nur so. Neue Zahlen des Europäischen Patentamts (EPA) belegen: So innovativ wie die Eidgenossenschaft ist kein anderes Land. Pro Kopf liegt die Schweiz unangefochten auf dem ersten Platz, dies mit mehr als doppelt so vielen Patenten wie die Niederlande (956 zu 414 pro Mio. Einwohner). Auf den Rängen dahinter: Dänemark, Schweden, Deutschland, Finnland. Der EU-Durchschnitt: 139 Anmeldungen pro Million Einwohner.
Insgesamt verzeichnete das EPA in München im letzten Jahr 7927 Patentanmeldungen aus der Schweiz. Das Wachstum betrug 7,8 Prozent – ein neuer Höchstwert. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht des EPA hervor. Während die Schweiz 2017 noch unter der Wachstumsrate der EU-Staaten lag, war die Zunahme 2018 mehr als doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt von 3,8 Prozent.
Applaus von EPA-Präsident für die Schweiz
Die fünf grössten Patent-Anmeldestaaten sind die USA gefolgt von Deutschland, Japan, Frankreich und China. Die Schweiz steht auf Platz sechs der grössten Anmeldeländer.
Vom EPA-Präsident gibts Applaus: «Die Schweiz hat ein sehr starkes Patentwachstum gezeigt», sagt António Campinos (51). Bei den Patentanmeldungen pro Einwohner hebe sie sich sehr deutlich von anderen europäischen Staaten ab. «Dies unterstreicht das herausragende Innovationspotenzial der Schweiz.» Laut Campinos belegen Studien klar den Nutzen von «schutzrechtsintensiven Industrien» für die Volkswirtschaft hinsichtlich Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und Export.
Swissness ist Kult – auf allen Kontinenten der Welt
Zu den bekanntesten Produkten «made in Switzerland», die die Welt eroberten und Kultstatus geniessen, zählen: das Victorinox «Swiss Army Knife», dessen Weltkarriere 1891 als Sackmesser begann, und die Sigg-Flasche, die selbst bei Hollywood-Promis im Haushalt steht (siehe Bildergalerie).
Am meisten Patentanmeldungen aus der Schweiz kamen vom Pharmakonzern Roche gefolgt vom Technologiekonzern ABB, dem Lebensmittelmulti Nestlé und dem Pharmariesen Novartis. Unter den Top 25 der Patentanmelder finden sich auch drei Unis: ETH, EPF Lausanne und Universität Zürich.
Im Kanton Waadt wohnen die eifrigsten Erfinder
Patente angemeldet wurden vorwiegend aus den Bereichen Messtechnik, Medizintechnik, Verpackungs- und Transportsysteme sowie elektrische Maschinen und Geräte. Kantonal die Nase vorn hat die Waadt vor Zürich und Basel-Stadt. Die drei Kantone vereinigten somit rund 40 Prozent des Patentmeldeaufkommens aus der Schweiz bei EPA, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Auf Platz vier liegt übrigens der Kanton Aargau.
Bleibt die Frage: Welches Unternehmen weltweit meldete im letzten Jahr am meisten Patente in München an? Hier erhält der deutsche Industrieriese Siemens die Goldmedaille. Silber geht an den chinesischen Tech-Konzern Huawei, Bronze erhält die südkoreanische Firma Samsung – ebenfalls ein Tech-Konzern.
Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder mit nur einer einzigen Patentanmeldung Patentschutz in bis zu 44 Ländern erlangen.