Der Rohstoffkonzern Glencore steht nach der Veröffentlichung von umfangreichen Daten der Anwaltskanzlei Appleby Global Group Services auf den Bermudas unter Beschuss.
Gemäss der Auswertung der sogenannten Paradise Papers durch den «Tages-Anzeiger» hat Glencores Schürf-Firma Katanga im Kongo wertvolle Minenlizenzen über einen international der Korruption verdächtigten israelischen Mittler zum Schleuderpreis erworben. Damit seien dem armen Land Hunderte Millionen Dollar entgangen.
Glencore bestätigte in einer Mitteilung, dass die Minen-Tochter Katanga den israelischen Geschäftsmann und Diamantenhändler Dan Gertler ab Mitte 2008 beauftragt habe für die Verhandlungen der Schürfrechte.
Gertler ist ein Grossinvestor in Afrika. Ihm wird eine grosse Nähe zum Präsident der demokratische Republik Kongo, Joseph Kabila, und seiner Entourage nachgesagt. Sein Name wird immer wieder genannt im Zusammenhang mit Korruptionsfällen und er steht laut «Tages-Anzeiger» auf mehreren Warnlisten für Investoren, wovon Glencore Kenntnis gehabt haben sollte.
Laut Glencore trifft es zu, dass die staatliche Minenfirma für die Lizenzen zwischen 200 und 585 Dollar verlangte. Doch Katanga habe «erfolgreich» auf der Zahlung von 140 Millionen Dollar insistiert. Diese Summe ist laut Glencore vereinbart worden, bevor Gertler seine Vermittlungsaufgabe übernommen habe.
Weiter kritisch beurteilen die Paradise Papers auch einen 45 Millionen-Dollar Kredit der Glencore Finance in Bermuda an eine Firma von Gertler, damit er sich an einer Kapitalerhöhung von Katanga Mining beteiligen konnte.
Glencore verteidigte das Vorgehen. Der Kredit sei zu geschäftsüblichen Bedingungen gesprochen worden und mit professionellem Abstand verhandelt worden, heisst es in der Glencore-Stellungnahme weiter.
Die Paradise Papers wurden in den vergangenen Monaten vom International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) analysiert.