Der Fernverkehrs-Doppelstockzug, kurz FV-Dosto, sollte zum Flaggschiff der SBB werden. Insbesondere auf der Intercity-Linie 1 (St.Gallen–Zürich–Bern–Genf) erhofften sich die Bundesbahnen von den neuen Zügen kürzere Fahrzeiten und mehr Sitzplätze.
Eigentlich hätten die ersten FV-Dosto auf der genannten Paradestrecke ab 2013 eingesetzt werden sollen. Doch wegen unzähliger Probleme bei Produktion und Inbetriebnahme wagen es die SBB bis heute nicht, die Züge auf Intercity-Linien einzusetzen – auf der Linie IC1 schon gar nicht. Bis jetzt verkehren die Pannenzüge erst auf Interregio-Strecken.
Im Dezember 2019 von Basel nach Chur
Im Februar 2019 nannten die SBB ein neues Ziel. Konzernchef Andreas Meyer (58) sagte bei einer Pressekonferenz im Bundeshaus, er hoffe, dass der FV-Dosto auf der Paradestrecke St. Gallen–Genf «noch vor den Sommerferien» eingesetzt werden könne.
Nun zeigen Recherchen von SonntagsBlick: Auch daraus wird nichts. Der Einsatz auf Intercity-Linien verzögert sich einmal mehr. Neu ist er erst zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 geplant. Und auch nicht auf der Linie IC1, sondern auf der Linie IC3 (Basel–Zürich–Chur).
SBB-Sprecher Reto Schärli begründet dies so: «Auf der Linie IC3 sind die Wendezeiten grosszügiger und Ersatzzüge können bei Bedarf schneller eingesetzt werden.» Zudem sei diese Strecke kürzer und allfällige Störungen fielen weniger stark ins Gewicht als auf der Strecke St. Gallen–Genf. «Auf der Linie IC1 werden die FV-Dosto zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt», so Schärli.
Kunden entschädigt
Bis im Dezember kommen aber wie bisher lediglich die Passagiere auf den Interregio-Strecken 13 (Zürich–St. Gallen–Chur) und 37 (Basel–Aarau–Zürich) mit dem FV-Dosto in Kontakt.
Vor allem Pendler auf der Linie IR13 mussten in den vergangenen Wochen und Monaten zahlreiche Verspätungen und Zugausfälle ertragen. Deshalb haben Bombardier und SBB ihre Kunden für diese Unannehmlichkeiten mit einer einzigartigen Aktion entschädigt: Am 8. April erhielten rund 9200 GA- und Abokunden von St. Margrethen SG bis Sargans SG Briefe mit einem Gutschein im Wert von 40 bis 200 Franken. Der Betrag variierte je nach Art des gewählten Abonnements.
Guthabenkarten und Snacks an die Reisenden
Zusätzlich verteilten SBB-Kundenbegleiter während einer Woche zwischen Winterthur ZH und St. Margrethen Guthabenkarten im Wert von 20 Franken. Und zwei Wochen lang offerierte Elvetino zwischen Winterthur und Chur Snacks und Getränke. Sprecher Schärli: «Die SBB möchten sich damit angemessen bei den Betroffenen entschuldigen.»
Auch SBB-Mitarbeiter, die wegen der Probleme des FV-Dosto den Unmut der Passagiere zu spüren bekommen haben, gingen nicht ganz leer aus: Als Zeichen der Wertschätzung für ihren Sondereffort erhielten sie Frey-Pralinés.