Es war einer der grössten Investitionen der SBB: die Beschaffung des FV Dosto. Seine spezielle Wankkombination sollte ermöglichen, dass der Zug, der bis zu 1300 Passagieren Platz bietet, in Kurven schneller fahren kann. Dadurch wären deutliche Fahrzeitverkürzungen im Fernverkehr möglich. Auf der Strecke Bern–Lausanne allein sollten so sechs Minuten herausgeholt werden.
Doch der Dosto zickte von Anfang an. Vor allem das unangenehme Schütteln sorgte immer wieder für Ärger bei den Passagieren und Negativschlagzeilen. Im Juli haben die SBB entschieden, dass die Funktion des «bogenschnellen Fahrens» in den Kurven nie zum Einsatz kommen wird. Die Komforteinbussen für Passagiere und Personal wären zu hoch.
Doch jetzt gibt es endlich auch einmal gute Nachrichten zum FV Dosto: Die Fernverkehr-Doppelstockzüge zählen mittlerweile zu den zuverlässigsten SBB-Zügen. Das belegen Berechnungen des Bahnunternehmens zum regulären Betrieb, über die die «SonntagsZeitung» und die «Bahnrevue» berichteten.
Zuerst alle 3800 Kilometer eine Panne
Die Züge der SBB haben demnach insgesamt durchschnittlich alle 13'000 Kilometer eine Panne. Die Dosto-Züge kamen im ersten Monat der Einführung im Herbst 2019 auf gerade mal gut 3800 Kilometer. Danach verbesserte sich die Zuverlässigkeit der vom Bahnhersteller Alstom-Bombardier neu entwickelten Züge laufend. Im vergangenen Mai traten nur noch rund alle 17'000 Kilometer Störungen auf. Damit waren die Dosto-Züge überdurchschnittlich zuverlässig. Eine SBB-Sprecherin bestätige der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Sonntag die Werte.
Neben technischen Störungen fliessen in die Beurteilung der Zuverlässigkeit laut dem Zughersteller auch Betriebsverzögerungen aufgrund von Bedienungsfehlern, äusseren Einflüssen oder Fehlverhalten durch Fahrgäste ein. Der Wert wird mittlere Wegstrecke zwischen Vorfällen («Mean distance between incidents»; MDBI) genannt.
Auch Türen klemmten
Die Einführung des neu entwickelten Dosto-Zuges war von massiven technischen Pannen und Verzögerungen begleitet. Die SBB sprachen damals von einer «Zangengeburt» und kritisierten teils auch den Hersteller. Anfangs klemmten Türen, das Betriebssystem stürzte teils ab und Heizungen sowie die Klimaanlagen sorgten für Ärger. Passagiere klagten zudem, dass es in den Waggons teils unangenehm rüttle.
Die SBB beschafft für rund 1,9 Milliarden Franken 62 Doppelstockzüge für den Fernverkehr. Die neuen Dosto-Züge bilden künftig die grösste Flotte der SBB. Sie sorgen mit bis zu 1300 Sitzplätzen auf bis zu 400 Metern Länge für mehr Kapazität. (SDA)