«Panama Papers» decken dreckige Finanz-Geschäfte auf
Das verrät das grösste Datenleck der Geschichte

Ein internationales Netzwerk von Journalisten hat Unterlagen und Daten von 215'000 Briefkasten-Firmen ausgewertet. Was das Datenleck enthüllt, ist brisant.
Publiziert: 03.04.2016 um 22:06 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:23 Uhr
Die Recherchen der «Panama Papers» basieren auf einem Datenleck bei der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, die ihr Hauptsitz in Panama City hat. (Archivbild)
Foto: Keystone/AP/ARNULFO FRANCO

Es ist das grösste Datenleck der Geschichte: 11,5 Millionen Dokumente, darunter E-Mails, PDFs, Foto-Dateien und Urkunden, wurden der «Süddeutschen Zeitung» vor über einem Jahr zugespielt. Es handelt sich um Daten im Umfang von um die 2,6 Terabyte, die von der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca aus Panama stammen, eine der weltweit führenden Player im Offshore-Geschäft. 

Hunderte Journalisten aus 78 Ländern wühlten sich in den vergangenen Monaten durch die Datenberge über 214'000 Briefkastenfirmen auf Panama und in anderen Steueroasen. Nun veröffentlichen die beteiligten Medien, darunter der «Tages-Anzeiger» und die «SonntagsZeitung», die Ergebnisse ihrer umfassenden Recherche.

Enge Vertraute Putins unter den Profiteuren

Was sie entdeckt haben, ist brisant. So decken die Rechercheure Verbindungen zahlreicher Spitzenpolitiker, Sportstars und Krimineller zu heiklen Offshore-Geschäften auf. Darunter enge Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putins wie Sergej Roldugin, der Götti seiner Tochter Maria, der isländische Premier Sigmundur David Gunnlaugsson oder ranghohe Vertreter des Fussball-Weltverbandes Fifa.

Deren Ethikkommission bestätigte der Nachrichtenagentur DPA gestern Abend, dass aufgrund der Recherchen des Journalisten-Netzwerks interne Vorermittlungen gegen das Mitglied Juan Pedro Damiani aus Uruguay laufen würden. 

Auch engste Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin sind Profiteure des Offshore-Geschäfts.
Foto: KEYSTONE/AP POOL SPUTNIK KREMLIN/ALEXEI NIKOLSKY

Insgesamt 12 Staatsoberhäupter und 128 weitere Politiker sowie internationale Finanzinstitute zählen zu den Profiteuren der Offshore-Geschäfte. In den Unterlagen tauchten aber auch Namen von Spionen, Drogenhändlern und anderen Kriminellen auf. Zudem hätten zahlreiche Sportstars und Prominente Offshore-Firmen genutzt.

Kein illegales, aber ein dubioses Geschäft

«Generell gilt: Der Besitz einer solchen Offshore-Firma ist für sich nicht illegal», schreibt die «Süddeutsche». «Aber wer sich in den Panama Papers umsieht, stellt sehr schnell fest, dass es in der überwältigen Zahl der Fälle vor allem um eines geht: zu verschleiern, wem die Firma in Wahrheit gehört.»

Die Daten belegten, wie die globale Offshore-Industrie im Verbund mit grossen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, in aller Verschwiegenheit die Besitztümer von Politikern, Funktionären, Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten oder Sport-Stars verwalte.

Igor Angelini, Chef der Finanzermittlungseinheit von Europol, erklärt dem Bericht zufolge, dass Briefkastenfirmen auch eine «wichtige Rolle bei Geldwäsche-Aktivitäten im grossen Massstab» spielen. Gleiches gelte für Korruption: Offshore-Firmen würden besonders genutzt, «um die Bestechungsgelder weiterzuleiten». (SDA/lha)

Die Kanzlei Mossack Fonseca

Die Anwaltskanzlei Mossack Fonseca aus Panama bietet die Gründung und Verwaltung von Offshore-Firmen an. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen über 500 Mitarbeiter auf der ganzen Welt. Die Kanzlei ist in Belize, den Niederlanden, Costa Rica, Grossbritannien, Malta, Hong Kong, Zypern, den Britischen Jungfern-Inseln, Bahamas, Panama, Anguilla, Seychellen, Samoa und den US-Bundesstaaten Nevada und Wyoming tätig.

Mossack Fonseca bietet zudem Rechtsberatung unter anderem in den Bereichen Finanzen, geistiges Eigentum und öffentliche Ausschreibungen an. Ausserdem setzt die Kanzlei Treuhandfonds und private Stiftungen auf und verwaltet sie.

Gegründet wurde die Kanzlei 1977 von dem deutschstämmigen Rechtsanwalt Jürgen Mossack. Er wurde in Fürth geboren und wanderte nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» bereits als Kind mit seiner Familie nach Panama aus. 

1986 tat er sich dann mit dem Panamaer Ramón Fonseca Mora zusammen. Der Anwalt, Schriftsteller und Politiker war bis vor kurzem Berater von Staatschef Juan Carlos Varela. Wegen Ermittlungen gegen Mossack Fonseca in Brasilien lässt er seine Beratertätigkeit derzeit ruhen.

Die Anwaltskanzlei Mossack Fonseca aus Panama bietet die Gründung und Verwaltung von Offshore-Firmen an. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen über 500 Mitarbeiter auf der ganzen Welt. Die Kanzlei ist in Belize, den Niederlanden, Costa Rica, Grossbritannien, Malta, Hong Kong, Zypern, den Britischen Jungfern-Inseln, Bahamas, Panama, Anguilla, Seychellen, Samoa und den US-Bundesstaaten Nevada und Wyoming tätig.

Mossack Fonseca bietet zudem Rechtsberatung unter anderem in den Bereichen Finanzen, geistiges Eigentum und öffentliche Ausschreibungen an. Ausserdem setzt die Kanzlei Treuhandfonds und private Stiftungen auf und verwaltet sie.

Gegründet wurde die Kanzlei 1977 von dem deutschstämmigen Rechtsanwalt Jürgen Mossack. Er wurde in Fürth geboren und wanderte nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» bereits als Kind mit seiner Familie nach Panama aus. 

1986 tat er sich dann mit dem Panamaer Ramón Fonseca Mora zusammen. Der Anwalt, Schriftsteller und Politiker war bis vor kurzem Berater von Staatschef Juan Carlos Varela. Wegen Ermittlungen gegen Mossack Fonseca in Brasilien lässt er seine Beratertätigkeit derzeit ruhen.

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