Päckli-Boom aus China bringt die Post ins Schwitzen
Gelbe Schwemme beim gelben Riesen

Rund ein Viertel der Importsendungen der Post kommen aktuell aus Asien. Und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Schuld daran könnte die Hochpreisinsel haben, sagt ein Experte.
Publiziert: 26.09.2016 um 12:24 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:22 Uhr
Die Ware aus Fernost kommt oft in kleinen Paketen.
Foto: Toini Lindroos
Ulrich Rotzinger

Diese Zahlen der Post machen schwindlig: 22'000 Kleinwarensendungen aus Asien gelangen über die Flughäfen Zürich und Genf in den Briefkanal des gelben Riesen – täglich! Dies entspricht rund einem Viertel der gesamten Importsendungen der Post.

Hochgerechnet auf das Jahr gelangen so 8'030'000 Leichtsendungen mit Handyhüllen, iPad-Kabeln und Ähnlichem, mehrheitlich Made in China, in Schweizer Haushalte.

Die kleinen Päckli und Couverts aus China haben Hochkonjunktur: In ihrem Mitarbeitermagazin spricht die Post von «riesigen Zuwachsraten». Im laufenden Jahr seien die Wachstumsraten der Kleinwarensendungen anhaltend hoch. Bereits 2015 kletterte die Zahl der Importe per Kleinwarensendungen gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent.

Der Boom der Kleinsendungen aus China kommt nicht von ungefähr. Online-Händler wie Aliexpress, die Kopie des US-Marktplatzes Amazon, nehmen die Hochpreisinsel Schweiz ins Visier. Mit Schnäppchenpreisen für angebliche Markenprodukte wie Lego-Spielzeug, Apple-Kabel oder iPad-Hüllen gehen sie auf Kundenjagd (BLICK berichtete).

Chinas Online-Riesen treffen den Nerv

Chinas Online-Riesen treffen offenbar den Nerv hiesiger Kunden. «Die Konsumenten in der Schweiz haben zwar die Einsicht, dass die Preise hier höher sind als in Ländern mit niedrigerem Kosten- und Einkommensniveau», sagt E-Business-Experte Ralf Wölfle (56) von der Fachhochschule Nordwestschweiz. «Hat man aber das Gefühl, übers Ohr gehauen zu werden, weicht mancher als Gegenwehr auf ausländische Anbieter aus.» Dabei spiele es keine Rolle, ob man sich die Schweizer Preise leisten könne oder nicht.

So stapeln sich am Flughafen Zürich die Waren aus Fernost. «Wir erhalten täglich zwei bis sechs Tonnen Importgüter aus dem asiatischen Raum», rechnet Dirk Zauta (49), Teamleiter der Verteilstelle am Zürcher Flughafen, im Post-Mitarbeitermagazin.

Ins Schwitzen kommen auch Schweizer Online-Händler. Vor allem, weil chinesische Konkurrenten wie Aliexpress mit ex­trem tiefen Versandgebühren operieren. Möglich machts der Weltpostverein, der China als Entwicklungsland einstuft. Die Volksrepublik bekommt so Vorzugskonditionen im grenzüberschreitenden Geschäft mit Briefen und Kleinsendungen.

«Bei Alltagsprodukten ohne besondere Unterscheidungsmerkmale haben Schweizer Anbieter ihren chinesischen Wettbewerbern nichts entgegenzusetzen», sagt Experte Wölfle. Vorausgesetzt, die Kunden seien primär preisorientiert, benötigten keine schnelle Lieferung und nähmen bei Problemen Umtriebe in Kauf, fügt der E-Business-Experte an. Schweizer Lieferanten könnten sich nur da behaupten, wo Dienstleistungen ihre Produkte ergänzten und so den Preisunterschied rechtfertigten.

Für die Post lohnt sich die Zustellung der Kleinwarensendungen dennoch. Mit jeder zusätzlichen Sendung kann die Logistik besser ausgelastet werden.

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