Auf einen Blick
- Jucker Farm verlangt neu Eintritt wegen Overtourism
- Kürbisausstellung verkürzt von acht auf vier Wochen
- Eintritt kostet am Wochenende 15 Franken, unter der Woche 12 Franken
In zehn Tagen beginnt auf der Jucker Erlebnis-Farm in Seegräben ZH mit der Lancierung der Kürbisausstellung die Hochsaison. Pilgern dann wieder Tausende Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland an die idyllischen Gestade des Pfäffikersees?
Das ist fraglich. Denn eine der «besten Gratis-Aktivitäten im Kanton Zürich» ist nicht mehr gratis. Der Grund: Overtourism.
Das 1500-Seelen-Dorf ächzt unter dem Erfolg der Jucker Farm. Sogar Sängerin Adele und Tennis-Maestro Roger Federer adelten den Erlebnis-Bauernhof mit ihrer Anwesenheit. Dadurch explodierten die Besucherzahlen. Im Herbst kam es regelmässig zum Verkehrskollaps, einer Parkplatzsituation ausser Rand und Band und auf dem kleinen Areal zu Besuchermassen.
Die Gemeinde verlangte deshalb Massnahmen im Kampf gegen den «Overtourism». Neu limitiert sie die Dauer der Kürbisausstellung in diesem Jahr von zuvor acht auf neu vier Wochen. Die Kürbisausstellung beginnt am 21. September und dauert nur noch bis zum 20. Oktober. Für Halloween wird es allerdings bis zum 3. November ein Kürbis-Schnitzzelt haben.
Eintritt ist eine «wirtschaftliche Notwendigkeit»
Wegen der erwarteten Umsatzeinbussen kündigten die Betreiber der Jucker Farm schon zum Jahresbeginn an, künftig Eintritt zu verlangen. Erwachsene ab 16 Jahren sollten am Wochenende 20 Franken Eintritt bezahlen, an Wochentagen 16 Franken. Kinder wären immerhin gratis geblieben.
Der Aufschrei war gross. Inzwischen ist die Jucker Farm zurückgerudert. Neu kosten die Tickets am Wochenende 15 Franken, unter der Woche 12 Franken. Im Vorverkauf, der laut Marketingchefin Nadine Gloor gut angelaufen sei, sind die Tickets günstiger zu haben – 10 Franken unter der Woche und 12 Franken für das Wochenende.
Gloor weiss, dass «niemand gerne für etwas zahlt, das vorher gratis war». Gegen Vorwürfe von Abzocke wehrt sie sich jedoch: Der Eintritt sei eine wirtschaftliche Notwendigkeit. An den Parkplatzkosten verdiene die Jucker Farm nicht mit. Im Gegenteil, man habe noch investiert, um mittels Shuttlebus die ÖV-Anbindung zu verbessern.
Greift die Massnahme?
Bleibt die Frage, ob die Massnahme wirklich den Besucherandrang reduzieren wird. Ärgerlich wäre, wenn es trotz der Eintrittskosten beim Overtourism bleibt.
Seegräben versucht es wie Rom oder Venedig: Mittels Eintritt versuchen, die Besuchermassen zu reduzieren oder zumindest besser zu verteilen. Hinweis: Rom steuert trotz der Ankündigung diverser Massnahmen auf ein absolutes touristisches Rekordjahr zu.