Gestern Montag hat Leshop, der Lebensmittel-Lieferdienst der Migros, seine Zahlen für 2015 publiziert. Der Umsatz ist um 6,6 Prozent auf 176 Millionen Franken gestiegen.
Der Umsatzrekord der Migros-Tochter ist erstaunlich, weil der Schweizer Detailhandel wegen Frankenschock und Einkaufstourismus letztes Jahr kaum vom Fleck kam.
Zum Vergleich: Die Migros-Genossenschaft Ostschweiz, die gestern ebenfalls Zahlen bekannt gab, machte 1,5 Prozent weniger Umsatz als noch 2014.
Weil Leshop das dritte Jahr in Folge ein beachtliches Umsatzwachstum erreicht, freut sich die Migros.
Kleiner Online-Anteil am Lebensmittelumsatz
Vergleicht man allerdings den Online-Anteil der Lebensmittelhändler mit dem stationären Handel, ist das Volumen relativ klein. Nur gerade 1,7 Prozent der Lebensmittel kaufen Schweizer Haushalte im Internet ein und lassen es sich nach Hause liefern.
Dennoch: «Im europäischen Vergleich ist der Online-Handel im Food-Bereich in der Schweiz hoch», sagt Malte Polzin vom E-Commerce-Berater Carpathia. «Die Engländer toppen wir zwar nicht, die Deutschen hingegen schon.»
Die Ökonomen der Credit Suisse schätzen, dass sich der Online-Anteil in den nächsten fünf Jahren auf 3,5 Prozent verdoppeln wird.
Die Gründe dafür könnten nicht nur an wachsenden Umsätzen der Platzhirsche Coop und Migros liegen. Sondern auch darin, dass Denner, Globus und Volg ihre Online-Heimlieferdienste ausbauen und neue Anbieter wie Aldi und Lidl hinzukommen. Die beiden deutschen Discounter prüfen in der Schweiz momentan nur den Aufbau eines Lieferdienstes - spruchreif ist noch nichts.
Online-Duell der Giganten
Eine neue Kampfzone der Schweizer Händler-Giganten Migros und Coop tut sich auf. Leshop-Chef Dominique Locher schreibt in einer Mitteilung: «Der noch nicht verteilte Kuchen ist gross, jeder will sich jetzt das grösste Stück sichern. In diesem Umfeld können wir mit präzisen und schnellen Services sowie Cross-Channel-Initiativen mit der Migros neue Kunden gewinnen.»
Coop machte mit coop@home vorletztes Jahr 114 Millionen Franken Umsatz. Noch hat hier die Migros die Nase vorn. In einem Interview mit der «Handelszeitung» kündigte Coop-Chef Joos Sutter Ende Oktober an, Leshop bald überholen zu wollen: «Wachsen wir weiter wie im letzten Jahr, dann könnte dies in wenigen Jahren der Fall sein», sagte er. Und: «Keiner wächst so schnell wie wir.»
Berater sieht Coop im Vorteil
Polzin sieht bei coop@home das grössere Potenzial: «Leshop setzt auf interessante Abholkonzepte und –stationen wobei ich dort dann unter Umständen einen Umweg in Kauf nehmen muss um die Ware abzuholen. Daher gefällt mir aus Kundensicht der Ansatz von Coop sehr gut, mir Waren zum Teil bis auf eine halbe Stunde genau nach Hause liefern lassen zu können.»
Coop hat seine aktuellen Zahlen für coop@home noch nicht publiziert. 2014 ging der Umsatz noch fast 11 Prozent rauf. Gut möglich, dass 2015 ein ähnlich hohes Wachstum drinliegt. (alp/uro)
Nachtrag 6. Januar 2016: Coop hat inzwischen den Umsatz von coop@home publiziert. Er beträgt 120 Millionen Franken. Das ist ein Plus von 5,5 Prozent.