Chicorée schafft, was Charles Vögele und später OVS verwehrt blieb: Wachstum im Billigsegment trotz Rabatten, wie BLICK heute berichtet. Der OVS-Absturz war tief. Er endete für die Italiener mit einer Pleite in der Schweiz, die ihresgleichen sucht. «Die Schweiz ist ein attraktiver Markt, der im Fashionbereich nicht so stark umkämpft ist», sagte Stefano Beraldo (62), als BLICK den Chef des OVS-Modekonzerns in Mailand (I) besuchte. Das war ein paar Monate, nachdem die Italiener den maroden Schweizer Traditionskonzern Charles Vögele aufgekauft hatten.
Doch der vermeintliche Vögele-Retter wurde zum Totengräber für die Modekette. Das neue Kleid hielt nicht lange. Nach nicht einmal einem Jahr ging der Schweizer OVS-Tochter das Geld aus. Im Juni 2018 erhielten 1180 Angestellte die Kündigung. Im Gegensatz zu Chicorée, das heute wie einst Charles Vögele auf günstige Klamotten setzt, scheiterte die OVS-Kette an Managementfehlern. «In Sachen Fashion können die Schweizer von Italien lernen», prahlte Beraldo. Doch die Schweizer Kundschaft machte einen Bogen um die Läden.
Schweizern ist auch Qualität wichtig
Zugegeben: 2017 und vor allem 2018 waren Horrorjahre für die Schweizer Modebranche. Doch weder der lange Winter noch der Hitzesommer liessen die Käuferinnen ausbleiben. Beraldo unterschätzte, dass den Schweizerinnen nicht nur der Preis, sondern auch die Qualität wichtig ist. Da halfen auch keine herausgeputzten Filialen, modernere Kollektionen und ein jüngeres Personal an der Front.
Beraldo und seine Manager machten schliesslich den Abflug, die 147 OVS-Shops in der Schweiz wurden geschlossen. Das Aufräumen überliessen sie anderen. Von 2015 bis 2017 haben laut den Marktforschern von GfK über 700 Kleiderverkaufsstellen in der Schweiz dichtgemacht – die OVS-Filialen dabei noch nicht mitgezählt.