Der Lieferwagen von Coop@home trifft über eineinhalb Stunden verspätet ein. Der Angestellte stapelt den Liefertrolley kreuz und quer, Taschen fallen raus. Er schwitzt und ist froh, dass der Kunde ihn die Liefertaschen vor der Türe abnimmt. Etwas zu trinken will er nicht: «Keine Zeit.» Schon ist er weg.
Die Angestellten der grössten Schweizer Food-Online-Händler Coop@home, LeShop.ch und dem jungen Konkurrenten Farmy sind seit einigen Wochen im Dauereinsatz. Das Coronavirus heizt das Online-Geschäft an. Aber auf die Anfrage, ob sie Lieferengpässe haben und die Lieferzeiten noch einhalten können, geben sich die Medienstellen von Coop und Migros betont zurückhaltend.
Die Nachfrage bei LeShop.ch habe sich augenfällig erhöht, sagt Migros-Sprecher Marcel Schlatter. Von einem Engpass oder grösseren Lieferschwierigkeiten könne aber keine Rede sein. Im Internet schreibt der Online-Shop allerdings prominent, dass wegen vieler Bestellungen fast alle Lieferdaten ausgebucht seien.
Coop-Sprecherin Marilena Baiatu wiederum teilt auf Anfrage mit, in allen Liefergebieten von Coop@home seien Termine innerhalb einiger Tage verfügbar. Vereinzelt könnten kurzfristige Liefertermine ausgebucht sein. Engpässe seien kein Thema. Auf der Seite des Coop-Online-Supermarktes steht inzwischen: «Aufgrund von Lieferengpässen sind zurzeit überdurchschnittlich viele Produkte nicht verfügbar.»
Deutschschweizer kaufen mehr Vorrat als Romands
Auch der Online-Markt Farmy wird seit der Ausbreitung des Coronavirus in die Schweiz regelrecht zugedeckt mit Aufträgen. «Bei uns geht richtig die Post ab, die Umsätze habe sich die letzten Wochen seit Ende Februar gegenüber derselben Vorjahresperiode verdoppelt», sagt Dominique Locher (50), Investor und Coach von Farmy. Allerdings habe sich im Land ein Corona-Virus-Graben aufgetan. Während die Umsätze in der Deutschschweiz 85 bis 100 Prozent zulegten, lag das Wachstum in der Westschweiz bei 60 bis 70 Prozent.
Locher, der lange Chef von Migros-Online-Tochter LeShop.ch war, rechnet damit, dass auch die Konkurrenz von der hohen Nachfrage profitiert. Wenn die Lieferfenster nicht mehr transparent seien, sei bei Coop@home und LeShop.ch auch von einem zweistelligen Wachstum auszugehen, wenn auch nicht von einer Verdoppelung.
Kunden nehmen Lieferung mit Mundschutz entgegen
Die Kunden seien vorsichtiger geworden. «Einige Kunden nehmen die Ware mit Schutzmasken entgegen, andere möchten die Ware vors Haus geliefert», ergänzt er. Also nicht nur eine kontaktloser Einkauf, sondern auch eine kontaktlose Lieferung.
Die Nummer drei im Schweizer Online-Foodmarkt suche Mitarbeiter, aber solche mit Qualifikationen finde man nicht sofort. «Darum haben alle Mitarbeiter, auch jene im Büro und in den Lagern, alles liegengelassen, um beim Ausliefern zuzupacken», erklärt der Farmy-Sprecher. Die insgesamt 65 Mitarbeiter versuchten die Lieferzeiten einzuhalten. Dennoch mussten einige Lieferfenster geschlossen werden.
Desinfektionsmittel ausgegangen
Farmy ist auf Frischwaren direkt von 1000 Bauern, Metzgern und Bäckern spezialisiert. Sie tragen sonst 70 Prozent zum Umsatz bei. Derzeit sind aber Teigwaren, Öl, Reis und Zucker sowie Hygieneartikel wie WC-Papier und Desinfektionsmittel der Renner. Letztere sind laut Locher unerwartet ausgegangen.
Farmy ist letztes Jahr um knapp 30 Prozent gewachsen, bei Coop@home waren es 5 Prozent und bei LeShop.ch 2,7 Prozent.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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