Das Geschäft der Schweizer Division der Credit Suisse unter Führung von Thomas Gottstein (55) hat einen Makel. Bei der Vermögensverwaltung und im Investementbanking läuft es flott, doch im Retailgeschäft bei den Schweizer Normalbürgern harzt die Nachfrage.
Ebenso gelingt es nicht wirklich, junge Bankkunden anzuziehen. Offenbar brachten auch innovative Angebote wie Digipigi, das digitale Sparschwein für Kinder bis 12, nicht den Durchbruch. «Der Marktanteil im schweizerischen Retailbanking und jungen Bankkunden ist tendenziell tiefer als in den meisten anderen Kundensegmenten», teilte die CS heute mit.
Neue Retail-Sparte
Deshalb will Gottstein die nächsten zwei Jahre einen hohen dreistelligen Millionenbetrag auch in unkonventionelle Massnahmen investieren. Nachdem die Digitalisierung der Angebote in den letzten Jahren als Königsweg galt, baut die CS nun auch die telefonische Beratung wieder aus. «Anders als andere Mitbewerber setzt die CS ergänzend zu den digitalen Lösungen künftig einen noch stärkeren Fokus auf persönliche Kontaktmöglichkeiten», heisst es.
Ausserdem schafft die CS per 1. September die neue Einheit «Direkt Banking» für weniger vermögende Kunden, die «vorwiegend Basisprodukte» beanspruchen. Diese speziell zu umwerben, galt lange als wenig lukrativ. Zur Einheit mit über 500 Mitarbeitenden gehören rund 1 Million Retail- sowie 60'000 Gewerbekunden.
2020 kommen neue Angebote
Bei den Retailkunden verfügt die Bank gemäss AWP nur über einen Marktanteil von rund 7,5 Prozent. Bei den über 50-Jährigen sei der Anteil zweistellig, bei den unter 30-Jährigen aber «deutlich tiefer».
Angesichts der Änderungen fragt sich, ob die Credit Suisse am digitalen Sparschweinchen Digipigi mit Bank- und Sparkonto und fünf Prozent Zins bis 1000 Franken, respektive 1 Prozent bis 25'000 Franken im Tiefzinsumfeld festhält? Credit-Suisse-Sprecher Andreas Kern antwortet: «Nähere Informationen zum neuen Angebot folgen im neuen Jahr, das Digipigi wird Teil davon sein.»
Gegen hundert neue Stellen
Nicht nur in die Normalo-Kunden investiert die CS. Für die vermögenden Privatkunden, Unternehmer, Firmen und institutionellen Kunden will die Grossbank bis 2021 eine hohe zweistellige Anzahl zusätzlicher Stellen in der Kundenberatung schaffen.
Gleichzeitig halte die CS-Schweiz an den am Investorentag 2018 kommunizierten «finanziellen Ambitionen» fest, wie es weiter heisst. Vorgesehen sind ein Umsatz- bzw. Geschäftsvolumenwachstum über dem Markt, ein Aufwand-Ertrag-Verhältnis unter 60 Prozent sowie eine Rendite auf dem regulatorischen Kapital von über 18 Prozent.