Die vorab im Internet veröffentlichte Präsentation sei eine Reaktion auf Anfragen diverser Aktionäre, teilte der Bauchemie- und Klebstoffhersteller am Morgen mit. Verwaltungsrat und Management handelten im besten Interesse der Aktionäre.
Die «offensichtlichen Mängel» der Transaktion müssten beseitigt werden. Die Übernahme durch Saint-Gobain beraube die Publikumsaktionäre mit ihrem Kapitalanteil von 84 Prozent eines adäquaten Gegenwerts für die Verschiebung der Kontrollmehrheit. Zudem müssten sie ihre substanziellen Verluste - zumindest teilweise - wieder auswetzen können.
Auf allen Ebenen gebe es Interessenkonflikte, heisst es in der Präsentation weiter. Die Komplexität des Ganzen werde das Wachstum von Sika verlangsamen. Das Synergiepotenzial sei besonders bei direkt konkurrenzierenden Geschäften limitiert und werde übertrieben.
Kurz: Unter der geplanten Struktur sei eine erfolgreiche und effiziente Integration der Geschäftszweige der beiden Unternehmen nicht möglich. Die negativen überwögen die positiven Aspekte deutlich.
Die Sika-Verantwortlichen wollen deshalb alternative Lösungen finden, um den «signifikanten Wertverlust» der vergangenen Woche rückgängig zu machen. Das Mörtelgeschäft von Saint-Gobain etwa soll in die Sika Gruppe integriert werden. So soll sich eine «Lose-Lose-» in eine «Win-Win-Situation» wenden.
Am Freitag, 5. Dezember, sei der Verwaltungsrat und das Management von Sika erstmals über den Verkauf der Kontrollmehrheit durch die Gründerfamilie an Saint-Gobain informiert worden, heisst es in der Präsentation weiter.
Bei Gesprächen zwischen Sika und Saint-Gobain am darauffolgenden Wochenende habe Saint-Gobain «konstruktive Vorschläge» zur Behebung der offenkundigen Mängel abgelehnt. Am Montag, 8. Dezember, drohte die überrumpelte Sika-Führung und die familienunabhängigen Verwaltungsräte dann mit Rücktritt.
In der Folge verhärteten sich die Fronten weiter. Die Gründerfamilie kündigte an, dass sie drei der neun Verwaltungsratsmitglieder abwählen will. Das sind Präsident Paul Hälg, Monika Ribar und Daniel Sauter.
Im Gegenzug will die von der Burkard-Familie kontrollierte Schenker Winkler Holding Chris Tanner und Max Roesle als Präsident in das Gremium schicken. Weitere Gespräche zwischen den Streitparteien habe es nicht gegeben, heisst es in der Präsentation.
Der französische Baukonzern Saint-Gobain kauft der Gründerfamilie Burkard ihre Stimmrechtsaktien für 2,75 Mrd. Fr. ab. Saint-Gobain kommt so in den Besitz von 16,1 Prozent des Aktienkapitals und 52,4 Prozent der Stimmrechte. Der Preis entspricht einer Prämie von knapp 80 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von 5. Dezember. Den restlichen Aktionären wurde kein öffentliches Angebot unterbreitet.
Der Deal werde ab 2017 Synergien in der Höhe von 100 Mio. Euro freisetzen, begründete Saint-Gobain den Schritt. 180 Mio. Euro sollen es 2019 sein.
Die Bekanntgabe der Transaktion führte zu einem dramatischen Wertverfall des Börsenlieblings Sika, dessen Aktien seit Anfang 2013 bis zum 5. Dezember 84 Prozent an Wert zugelegt hatten. Seit Montag, 8. Dezember, sackte der Wert um 24 Prozent ab. Wie das Unternehmen vorrechnet, sind das 2 Mrd. Franken.
Auch an den Papieren von Saint-Gobain ging der Fall nicht spurlos vorbei. Sie büssten 10 Prozent ein, der Wertverlust beläuft sich nach Sika-Angaben auf umgerechnet 2,5 Mrd. Franken.