Ölpreis unter 48 Dollar: Airlines sparen in diesem Jahr 12 Milliarden
Wann wird Fliegen endlich billiger?

Seit Monaten ist der Ölpreis auf Sinkflug. Ein Fass Rohöl kostete gestern nur noch 47 Dollar. Das sind 53 Prozent weniger als noch im Sommer. So billig war Öl seit sechs Jahren nicht mehr!
Publiziert: 13.01.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:39 Uhr
Die Swiss hebt ab. Nur der Kunde hat nichts von tieferen Kerosinpreisen.
Foto: RDB
Von Patrik Berger und Ulrich Rotzinger

Schon beim Fasspreis von 70 Dollar wurde der Ruf nach Preissenkungen bei Kerosin und Benzin laut. Die Tankstellenbetreiber haben reagiert. Seither sind die Preise für eine Tankfüllung um 25 Prozent eingebrochen.

Doch die Airlines bleiben stur. Das Fliegen ist bisher nicht billiger geworden. Obwohl die Talfahrt des Ölpreises auch die Fluggesellschaften erheblich entlastet. Der Internationale Luftfahrtverband Iata rechnet für 2015 weltweit mit zwölf Milliarden Franken geringeren Kerosinkosten.

Als Rohöl noch über 100 Dollar kostete, hatten die Airlines zum Ausgleich ihrer Mehrkosten Kerosinzuschläge eingeführt. Und damit ihre Tickets verteuert. Die Swiss benannte den Treibstoffzuschlag später in «Internationalen Zuschlag» um. Wie er berechnet wird, bleibt bis heute ein Geheimnis.

Dabei fliegen die Airlines in aller Welt – darunter auch die Lufthansa und ihre Tochter Swiss – profitabel, wie der Branchenverband meldet. Die Gewinne der Fluggesellschaften sollen im laufenden Jahr um gut einen Viertel auf 25 Milliarden Dollar steigen.

Zur Erinnerung: Die Swiss hatte 2008 versprochen, dass die Treibstoffzuschläge wieder verschwinden. «Wir machen die letzten zwei Erhöhungen der Zuschläge wie versprochen rückgängig, wenn sich der Rohölpreis während mehr als vier Wochen unter dem Niveau von 120 Dollar bewegt», sagte der damalige Chef Christoph Franz öffentlichkeitswirksam.

Die Politik der Fluggesellschaften macht Konsumentenschützer sauer. Sie forderten bisher vergeblich, das Ticketpreise angepasst werden müssen. «Es überrascht mich nicht, dass die Preissenkungen nicht weitergegeben werden», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz. «Steigen die Treibstoffkosten, sind die Airlines jeweils sehr fix. Und wälzen die Mehrkosten sofort auf die Passagiere ab.»

Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek kontert: «Transatlantikflüge werden auch bei Swiss wieder günstiger werden.» Mit den tieferen Kerosinpreisen habe das aber nicht zwingend zu tun. Sondern mit dem Wettbewerb im Markt. Fakt sei zudem, dass der internationale Zuschlag die Kosten für Treibstoff bei weitem nicht abdecke. Doch es geht auch anders: Die russische Transaero Airlines strich kürzlich den Kerosinzuschlag.

Wenig tut sich auch auf Schweizer Strassen. Einzig Carunternehmer schrauben die Tarife runter: «Wir haben die tieferen Dieselpreise berücksichtigt und die Preise angepasst», sagt Mike Hauser von Marti Reisen. Ähnlich tönt es beim Konkurrenten Eurobus. «Für 2015 haben wir die Pauschalreisen neu kalkuliert und die Preise im Schnitt um bis zu zehn Prozent gesenkt», sagt Geschäftsführer Andreas Meier zu BLICK.

Bei Taxis und ihrer neuen Konkurrenz Uber, den Fernbussen und bei Mobility sind Tarifsenkungen allerdings kein Thema.

Das ärgert die Konsumentenschützer. Sara Stalder fordert von Transportunternehmen: Einsparungen bei billigerem Treibstoff seien 1:1 an die Kunden weiterzugeben. «Ohne Druck von aussen. Vielleicht müsste sich auch die Wettbewerbskommission darum kümmern. Und untersuchen, ob es Absprachen gibt», sagt Stalder.

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