«Die Regierungen müssen liefern»
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Experte zum Börsenschock:«Die Regierungen müssen liefern»

Corona-Taumel an der Börse
New York schliesst acht Prozent im Minus

Schwarzer Montag an den Börsen: Am Morgen waren bereits die europäischen Börsen im freien Fall. Der Swiss Market Index schloss 5,5 Prozent im Minus. Noch schlimmer wars in New York mit einem 7,8-Prozent-Taucher.
Publiziert: 09.03.2020 um 09:57 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2020 um 22:18 Uhr
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Die Öltanks sind prall gefüllt. Saudiarabien und Russland sind in einem Preiskrieg, erhöhen die Förderung.
Foto: Shutterstock

Nach Asien und Europa hat die Panik heute Nachmittag auch die US-Börsen erfasst. Weil der US-Standardwerteindex Dow Jones einen Eröffnungsverlust von 7,1 Prozent erlitt, setzte die US-Börse vorübergehend den Handel aus. Nicht besser ging es dem Tech-Index Nasdaq (7,2 Prozent). Ein Handelsstopp von 15 Minuten ist üblich bei Kursstürzen von über 7 Prozent. Als der Handel wieder startete, lag der Index wieder über 5 Prozent im Minus.

Am Abend schloss der Dow Jones sogar 7,8 Prozent im Minus!

Der Grund für den Absturz: Die Coronakrise und der Ölpreiskrieg zwischen Saudi Arabien und Russland. Zum Handelsauftakt rasten die Kurse an den Börsen in Europa in den Keller. Der Schweizer Leitindex SMI verlor am Morgen über 6 Prozent! Dann kam es zu einer leichten Erholung. Doch der Ausverkauf an den USA-Börsen riss den SMI wieder in die Tiefe. Den schwarzen Montag schloss der SMI mit einem Minus von 5,5 Prozent. Seit Jahresbeginn hat der Leitindex damit 13,4 Prozent verloren – trotz neuen Höchstständen zu Jahresbeginn.

Tiefster Fall seit über vier Jahren

Mit dem Verlust von fast 700 Punkten auf das Tagestief von 9091,8 Punkte gab der Schweizer SMI innerhalb eines Tages fast so viel nach wie der Aufhebung des Mindestzinses im Januar 2015.

Es trennt sich die Spreu vom Weizen, die Anleger sehen etwas klarer. Am wenigsten verkauft werden Pharmatitel, sie schneiden besser ab als der Gesamtmarkt. Medizische Produkte und Medikamente sind im Moment sehr gefragt, davon profitieren Novartis (-1,66 Prozent) und Roche (-3,89 Prozent). Ebenfalls eine Absicherung gegen den ganz grossen Absturz: Lebensmittel (Nestlé, - 2,96 Prozent) oder Telefon- und Videodienste (Swisscom, - 3,79). Zu den grössten Verlierern gehören die Finanztitel: UBS - 7,25 Prozent, Zurich - 7,71 Prozent und Credit Suisse (-8,87 Prozent).

In Asien sind die Kurse zum Wochenstart ebenfalls abgestürzt. Sie knüpfen damit nahtlos an die Abgaben der vergangenen Woche an, die sich zum Wochenschluss ebenfalls nochmals verstärkt hatten. «Fülle und Ausmass schlechter Nachrichten sind momentan zu viel für die Börse», schreibt die Raiffeisen in einem Kommentar. «Was derzeit nach oben läuft, sind Staatsanleihen und Gold.»

Gleichzeitig sorgt die Flucht in sichere Häfen für einen steigenden Goldpreis und weiter sinkende Zinsen bei den US-Staatsanleihen. Auch am Devisenmarkt macht sich die Flucht in sichere Anlagen bemerkbar. Sowohl der Franken als auch der japanische Yen stehen unter Aufwertungsdruck. Der Euro kostet deutlich weniger als 1.06 Franken. Mit Sicherheit ist die Nationalbank SNB mit Hochdruck daran, mit Devisenkäufen die Frankenhausse zu schwächen.

Massives Minus zum Börsenauftakt

Die meisten Börsenindexes in Europa verloren zu Handelsbeginn viele Hundert Punkte, rutschten gleich um mehrere Prozente in den Keller. Das gilt für den Schweizer SMI ebenso, wie den deutschen Dax oder den Euro Stoxx 50.

«Die unbequeme Wahrheit für viele Anleger ist die Tatsache, dass man sich wirklich kaum noch irgendwo verstecken kann», sagt ein Börsenhändler.

Auslöser für die Verschärfung des Ausverkaufs ist die Nachricht, dass sich das Ölkartell Opec und seine Kooperationspartner nicht auf eine weitere Beschränkung der Rohölproduktion einigen konnten. Stattdessen haben Saudi-Arabien und Russland einen Preiskrieg eröffnet, der die Ölpreise am Montag um etwa 30 Prozent in die Tiefe schickte.

Sowohl die Sorte Brent als auch US-Leichtöl erleben die grössten Einbrüche seit Januar 1991 zu Beginn des ersten Golfkrieges.

Als weitere Belastungsfaktoren kommen noch die jüngsten Konjunkturdaten aus China und Japan hinzu. Sie verschärfen die Panik an den Märkten.

An den Devisenmärkten suchen Investoren ebenfalls nach sicheren Häfen. Neben dem japanischen Yen setzen sie auf den Schweizer Franken. Der Euro kostet aktuell 1,0551 Franken, und der Dollar geht zu 0,9254 Franken um. Zum Vergleich: Am Freitagabend kostete der Euro noch 1,0603 Franken und der US-Dollar 0,9369 Franken. (kol/uro)

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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