Öffentlicher Verkehr
Bund soll laut SEV auf weitere Fernbuskonzessionen verzichten

Mit dem Ende des nationalen Fernbusangebots "Swiss-Express" von Eurobus verschwindet das einzige solche Angebot vom Markt. Ein österreichischer Anbieter will in die Bresche springen. Nun fordert die Gewerkschaft SEV den Bund auf, das Konzessionsgesuch abzulehnen.
Publiziert: 31.10.2019 um 14:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2019 um 09:24 Uhr

Das Experiment Fernbus sei gescheitert, schreibt die Gewerkschaft des Verkehrspersonals in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Streichung der drei Eurobus-Verbindungen zwischen verschiedenen Schweizer Städten zeige, dass eine solche Nachfrage in der Schweiz nicht existiere.

«Dieses Geschäftsmodell ist nicht tragfähig», gibt der SEV zu bedenken. Die Gewerkschaft kritisiert zudem die teils «prekären Arbeits- und Lohnbedingungen» in der Branche. Aufgrund dessen solle das Bundesamt für Verkehr (BAV) auf das Ausstellen von neuen Fernbuskonzessionen verzichten.

Am Mittwoch hatte das Personentransportunternehmen Eurobus das vorläufige Ende seines innerschweizerischen Angebots verkündet - mangels Kundennachfrage. Bereits im vergangenen Dezember hatte der Anbieter die Teilstrecken zwischen Chur und Zürich sowie zwischen Martigny und Sitten eingestellt. Die Auslastung der Busse lag nur bei rund 10 Prozent.

Nur wenige Stunden nach dem kommunizierten Aus machte sich ein potenzieller Nachfolger bemerkbar. Der österreichische Anbieter Dr. Richard will in die entstehende Lücke springen. Er strebt einen Busbetrieb auf den Strecken Zürich Flughafen-Zürich-Bern, Zürich-Basel-Bern sowie Zürich-Luzern-Bern an.

Das entsprechende Konzessionsgesuch liegt seit über einem Jahr beim Bund. Anhörungen der Kantone, Tarifverbunde und Verkehrsunternehmen stehen an. Das BAV hatte in seiner Strategie 2030 beschlossen, dass der öffentliche Personenverkehr verstärkt privatisiert werden soll.

Die Gewerkschaft SEV fordert nun das BAV aber auf, sofort auf die Bremse zu treten. Der «unfaire Wettbewerb im Schienenverkehr» sei Unsinn, heisst es in der Mitteilung weiter. Der Bund gebe Gelder in Milliardenhöhe für den Bahnverkehr aus, da brauche es keine ungleiche Konkurrenz.

Der Anbieter Dr. Richard zeigt sich da optimistischer. «Wir gehen davon aus, dass mit der Betriebseinstellung von Eurobus der Erteilung einer Konzession an Dr. Richard nichts mehr im Wege steht», steht in der Mitteilung vom Mittwoch. Der Fernbus stelle auch in der Schweiz eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden öffentlichen Fernverkehrsangebot auf Schiene und Strasse dar.

Roger Müri, Geschäftsführer des Schweizer Geschäfts von Eurobus, erwähnte am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die aus seiner Sicht schwierigen Rahmenbedingungen. «Damit Fernbusse in der Schweiz ihre Rolle als sinnvolle Ergänzung des öffentlichen Verkehrs finden können, muss es neue Regeln geben.»

Heute könnten private Anbieter zu wenig schnell und zu wenig flexibel auf die effektive Nachfrage reagieren. Beispielsweise sei über gewünschte Angebotserweiterungen bis heute noch nicht entschieden worden. Darunter fallen die im öffentlichen Verkehr als Ergänzung zur Bahn erstmals geplanten Nacht- und Frühanbindungen an die Flughäfen.

Die SBB hatten Anfang Woche vor den Medien betont, sie wollten solche Linien «in Zusammenarbeit mit Eurobus» realisieren. Entsprechende Gesuche sind ebenfalls beim BAV hängig.

An diesem im Juni eingereichten Gesuch für Nacht- und Frühanbindungen will Eurobus «Swiss-Express» weiter festhalten, wie Müri am Donnerstag gegenüber Keystone-SDA verlauten liess. Zudem prüfe das Unternehmen ein neues Gesuch für Tagesverbindungen und werde dieses später beim BAV einreichen.

Eurobus lässt sich also mittel- und langfristig eine Hintertüre offen: Das Projekt «Schweizer Fernbus» werde weiterverfolgt, sagte Müri weiter. «Wir sind bei geklärten Rahmenbedingungen gerne bereit, ein neuerliches Engagement in Betracht zu ziehen.»

Im Gegensatz zur Schweiz boomt im grenznahen Ausland das Geschäft mit Fernbussen. In Deutschland beispielsweise ist Anbieter Flixbus nicht nur mit Bussen unterwegs, sondern unter dem Namen Flixtrain auch mit Zügen.

Das Unternehmen mischt den Wettbewerb im Fernverkehr seit 2013 auf. Vorher hatte die Bahn das Monopol auf den Fernverkehr zwischen den Städten. Flixbus will sein Angebot in Europa ausweiten und plant mehrere Übernahmen.

(SDA)

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