Octapharma soll portugiesische Spitäler ausgesaugt haben – Topmanager verhaftet
Razzia bei Schwyzer Blutfirma

Die Blutplasma-Firma steckt in Schwierigkeiten: Paulo Castro, die Nummer vier im Unternehmen aus Lachen SZ, wurde gestern wegen Korruptionsverdacht festgenommen.
Publiziert: 15.12.2016 um 23:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:51 Uhr
Blutplasma hat die Lachner Octapharma reich gemacht.
Foto: GETTY
Konrad Staehelin

Am Mittwoch gab der Blutplasma-Gigant Octapharma aus Lachen SZ den Abgang des Portugiesen Paulo Castro (59) bekannt. BLICK weiss: Für die bisherige Nummer vier der Firma kommt es noch schlimmer. Er wurde gestern Morgen in Heidelberg (D) verhaftet.

Hintergrund: Castro war unter anderem für das Portugal-Geschäft von Octapharma verantwortlich. Laut der Zeitung «Jornal Económico» soll er dem Konzern mit korrupten Methoden zu einem Quasimonopol auf Blutplasma-Produkte in öffentlichen Spitälern verholfen haben. Umfang der Verträge: mehr als 100 Millionen Euro!

Am Dienstag durchsuchte die Polizei in Portugal über 30 Büros. Auch in der Schweiz schlug sie zu: Die Bundesanwaltschaft habe zwei Räumlichkeiten von Octapharma durchsuchen lassen, schreibt die «Handelszeitung».

Ex-Premier mischelte mit

Es ist nicht das erste Mal, dass Castro in einen Skandal verwickelt ist: Er ist in seinem Heimatland einer der Hauptverdächtigen in der «Operação Marques», in der die Ermittler den Machenschaften von Ex-Premierminister José Sócrates (59) nachgehen. Auch hier wird Castro Korruption vorgeworfen.

Nach seinem Rücktritt arbeitete Sócrates als Berater für das Südamerika-Geschäft von Octapharma. Er soll für die Firma aus Lachen krumme Deals mit dem ehemaligen brasilianischen Präsidenten Lula da Silva (71) gedreht haben.

Steinreiche Besitzer

Die Octapharma ist seit ihrer Gründung in den 1980er-Jahren zu einer der grössten Plasmafirmen der Welt gewachsen. Das Geschäft läuft hervorragend: 2015 setzte der Konzern mehr als 1,5 Milliarden Franken um, der Betriebsgewinn betrug knapp 400 Millionen.

Die Firma gehört dem Deutschen Wolfgang Marguerre (75), der gleichzeitig Präsident des Verwaltungsrats und CEO ist. Seine Söhne Frederik (50) und Tobias (45) sind die Nummern zwei und drei im Konzern. Marguerre reagierte nicht auf Anfragen von BLICK. 

Die Familie ist laut «Forbes» über 3,5 Milliarden Franken schwer. Nur 38 Deutsche sind reicher. Von seiner Luxusvilla aus überblickt er Heidelberg. Die Stadt, wo sein enger Mitarbeiter Castro gestern verhaftet wurde. 

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