Pflegepersonal und Ärzte des Spitals Limmattal in Schlieren ZH brauchen sich nicht mehr um frisches Brot zu kümmern. Bei Bäckermeister Aron Lehmann (56) in Urdorf ZH erhalten die Angestellten des Gesundheitswesens täglich frisches Brot – und zwar gratis. Mittwochs und freitags liefert Lehmann Pausenbrötli ins Spital.
«Ich möchte Ärzten und Pflegepersonal damit für ihren tollen Einsatz für die Allgemeinheit danken. Sie leisten derzeit Sonderschichten, das ist bewundernswert», sagt Lehmann zu BLICK. Die Aktion werde sehr geschätzt. «Sogar der Spitaldirektor persönlich hat sich bei mir bedankt», freut sich Lehmann.
Eine feine Geste des Bäckers, der sich grad selber Sorgen um die Zukunft macht. «Im Moment ist es für uns ungewiss, wie es weitergeht. Allein bei den Lieferungen haben wir 90 Prozent Einbussen. Zudem wurden alle Anlässe abgesagt, an die wir unser Brot hätten liefern können.» Aktuell lebe man fast nur noch vom Umsatz im Laden. Die Fixkosten aber bleiben.
Von Berufskollegen beschimpft
2015 machte Lehmann im BLICK Schlagzeilen als «der tapferste Bäcker der Schweiz». Um den Einkaufstourismus ennet der Grenze zu bekämpfen, verkaufte der Beck damals noch in Oberuzwil SG Brot zum halben Preis. Bei seinen Berufskollegen kam dieses Vorhaben gar nicht gut an.
Kleinbäcker aus der Region beschimpften ihn in den Medien, sogar das Verbandsmagazin der Bäcker berichtete über Lehmanns «Dumpingbackware». Dieser Druck und die rückläufige Kundenzahlen brachen Lehmann schliesslich das Genick. Der Bäckermeister gestand damals: «Mit unseren kleinen Mengen, die wir produzieren, können wir bei gleichzeitig 25 Prozent tieferen Preisen langfristig nicht existieren.»
Comeback in der Backstube
Geschlagen gab sich der umtriebige Bäckermeister deshalb aber nicht. Seit 2019 steht er wieder in der Backstube, heizt frühmorgens den Ofen ein. Zuvor leitete er zwei Jahre lang die Gastronomie im Stadion des EHC Kloten. Sein Bruder Hans-Ulrich Lehmann (61) war da Präsident der «Flieger».
«Das Backen hat mir aber gefehlt, das ist meine Leidenschaft», sagt der gelernte Bäcker und Konditor. 25 Sorten Brot, feine Kuchen und Patisserie verlassen täglich die Backstube. Acht Angestellte und vier Teilzeit-Verkäuferinnen unterstützen den Patron. Auch in den schwierigen Zeiten des Coronavirus.