«Die Schweiz braucht keine Kampffront auf den Baustellen»
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Oberster Baumeister warnt:«Die Schweiz braucht keine Kampffront auf den Baustellen»

Oberster Baumeister will Schliessungen verhindern
«Die Schweiz braucht keine Kampffront auf den Baustellen»

Wegen prekären Hygiene-Bedingungen schliesst Genf am Freitag die Baustellen. Der oberste Baumeister, Gian Luca Lardi, will eine landesweite Schliessung verhindern. Er fordert Baufirmen auf, den Arbeitern genug Abstand zu ermöglichen oder sonst die Arbeiten einzustellen.
Publiziert: 19.03.2020 um 19:20 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2021 um 23:07 Uhr
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Gian-Luca Lardi, Präsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes und Chef eines Bauunternehmens in Lugano, sagt: «Die Schweiz braucht jetzt die Gewerkschaften an der Seite des Bundesrates und keine Kampffront.»
Foto: Keystone
Claudia Gnehm

Trotz klaren Hygiene- und Abstandsvorgaben gibt es auf diversen Schweizer Baustellen immer noch Arbeiter, die eng in Baracken zusammengedrängt sind und sich zu Dutzenden Toiletten ohne Seife und Desinfektionsmittel teilen müssen. Der Präsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes SBV, Gian-Luca Lardi (50), selber Chef eines grossen Bauunternehmens, wehrt sich.

BLICK: Wieso halten Bauunternehmen die Corona-Empfehlungen des Bundes nicht ein?
Gian-Luca Lardi: Ich möchte betonen: Der Baumeisterverband und die Mitglieder tragen die Strategie des Bundes mit und tun alles, um sie umzusetzen. Aber es ist eine ausserordentliche Lage. Die Organisation von mehreren Tausend Baustellen anzupassen, geht nicht über Nacht.

Betriebe anderer Branchen mussten schliessen, Bauunternehmen mit prekärer Hygiene arbeiten weiter. Verstehen Sie den Ärger?
Ja. Aber es gibt keinen Grund, Baustellen stillzulegen, die Hygiene- und Abstandsregeln umgesetzt haben. Es ist im Interesse der Gesellschaft und der ganzen Wirtschaft, dass wo möglich weiter gearbeitet wird. Ich kenne etliche Unternehmen, die Baustellen von sich aus einstellten, weil das Einhalten nicht möglich war. Für jede Baustelle muss einzeln beurteilt werden. Auch Bauherren sind in der Pflicht.

Die Gewerkschaften fordern eine Schliessung der Baustellen wie im Kanton Genf. Es sei zu schwierig, den Schutz für die Arbeiter einzuhalten. Was bedeutete eine landesweite Stilllegung?
Das wäre verfehlt. Man kann nicht alle Baustellen der Schweiz über eine Leiste brechen. Wir fordern die Gewerkschaften dazu auf, die Situation nicht für gewerkschaftspolitische Aktionen zu instrumentalisieren, sondern zu helfen, die Regeln umzusetzen. Die Schweiz braucht jetzt die Gewerkschaften an der Seite des Bundesrates und keine Kampffront.

Was ist so schwierig an den Regeln, wollen die Firmen nicht investieren?
Selbst zusätzliche Baracken zu beschaffen, geht nicht von heute auf morgen. Man muss jedes der mehreren Tausend Projekte einzeln anschauen. Wenn es wirklich nicht möglich ist, mehr Abstand zu halten, sollten die Baustellen von Bauherren und Bauunternehmen gemeinsam stillgelegt werden.

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